Irmgard Schwaetzer auf der EKD-Synode in Bonn
epd-bild / Norbert Neetz
Die evangelische Kirche berät in Bonn weiter über ihre Zukunft. Am Dienstag standen dazu zwei Aspekte auf dem Programm: Geschlechtergerechtigkeit und Klima.
14.11.2017

Die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Irmgard Schwaetzer, hat ihre Kirche zu mehr Geschlechtergerechtigkeit bei der Besetzung von Leitungspositionen aufgefordert. "Wir haben einen Nachholbedarf gerade in der mittleren Leitungsebene", sagte Schwaetzer am Dienstag in Bonn. Bei der dortigen Synodentagung wurde eine vom Kirchenparlament beauftragte Studie vorgestellt, die untersucht hat, warum Frauen der Weg in Leitungsämter auf Ebene der Dekanate und Kirchenkreise oft versperrt bleibt. Nur 21 Prozent der Führungspositionen dort waren 2014 von Frauen besetzt, während ein Drittel der deutschen Pfarrerschaft weiblich ist.

Rollenklischees

Die Studie, die auf einer Befragung von Männern und Frauen in den entsprechenden Stellen basiert, bescheinigt der evangelischen Kirche die Fortschreibung von Rollenklischees, die Frauen oftmals als nicht durchsetzungsstark genug sehen, und beklagt intransparente Besetzungsverfahren. Viele Landeskirchen hätten Ausschüsse, um Vorschläge für das Personal der mittleren Leitungsebene zu machen. Die Studie zeige, "dass gerade in diesen Gremien Rollenstereotype sehr gepflegt werden", sagte Schwaetzer.

Das alte Bild des evangelischen Pfarrhauses mit seiner Rollenverteilung sei lebendig und werde tradiert, sagte die Synodenpräses. Daher kämen "verschiedene Sichtweisen, was man mit einer Frau und was man mit einem Mann verbindet". Ein "partnerschaftliches Führungsmodell", wie es in Teilen der Wirtschaft längst selbstverständlich sei, gebe es in der evangelischen Kirche so noch nicht, sagte Schwaetzer. Die Studie empfiehlt den Landeskirchen, sich Rollenklischees bewusstzumachen, um sie zu vermeiden, Ämter attraktiver zu gestalten etwa mit Blick auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, von der auch Männer profitieren würden, und Bewerbungsverfahren transparenter zu gestalten.

Eine Frauenquote hat die evangelische Kirche nicht. Darüber sei vor einigen Jahren beim Gremienbesetzungsgesetz diskutiert, eine Quote aber abgelehnt worden. Sie sehe nicht, dass die Diskussion wieder aufgemacht werde, sagte Schwaetzer.

Eindringlicher Aufruf zu Klimaschutz

Am vorletzten Tag der EKD-Synodentagung beschäftigten sich die Kirchenparlamentarier außerdem mit dem Thema Klima. Zu Gast war der Bischof des vom Klimawandel bedrohten Tuvalu, Tafue M. Lusama, der n der ebenfalls in Bonn tagenden UN-Klimakonferenz teilnimmt. Eindringlich appellierte er in einem Grußwort an die Staatengemeinschaft, ehrgeiziger bei der Begrenzung des CO2-Ausstoßes zu sein. Im Pazifik drohten die Konsequenzen des Klimawandels ganze Inseln auszulöschen, sagte Lusama. Den reichen Industrienationen warf er "fehlende Fairness" vor. Aus ihrer Reaktion könne er keine Sicherheit schöpfen, "sondern nur Hoffnungslosigkeit", sagte der Bischof der Tuvalu Christian Church.

Lusama beklagte "Klimaskepsis und die Leugnung des Klimawandels". "Zur Befriedigung ihres nimmersatten Lebensstils haben die industrialisierten Länder giftige Abgase in die Atmosphäre gepumpt und die ganze Welt in eine Notlage gebracht, bei der es mittlerweile um unser aller Überleben geht", sagte er. Insbesondere die pazifische Region sei betroffen. Dort stünden keine Fabriken, auch nicht in seinem Land, dessen Bewohner "sich einen neuen Ort auf der Welt suchen müssen, weil Tuvalu schon bald im Meer versinken wird".

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