Nicht alle Fotos von Kindern im Netz sind harmlos.
epd-bild / Jens Schulze
Viele Menschen posten täglich Fotos auf sozialen Netzwerken - darunter auch Kinderfotos. Doch auch harmlose Kinderbilder können zweckentfremdet werden, sagen Experten. Deswegen wollen sie Eltern sensibilisieren.
09.11.2017

Das Deutsche Kinderhilfswerk hat eine Facebook-Kampagne zu Persönlichkeitsrechten von Kindern im Internet gestartet. Die Kampagne arbeite mit sechs aussagekräftigen, prägnanten Bildmotiven und entsprechenden Botschaften, teilte das Kinderhilfswerk am Donnerstag in Berlin mit. Die Bildmotive werden über einen Zeitraum von ungefähr drei Wochen als Anzeigen auf Facebook geschaltet sowie auf der Facebook-Seite des Kinderhilfswerks veröffentlicht.

Auf der Internetseite: "www.dkhw.de/kinderfotos-im-netz" sind zusätzlich sechs Tipps für den verantwortungsbewussten Umgang mit Kinderfotos in Sozialen Medien zu finden. Eltern sollten zum Beispiel keine personenbezogene Daten der Kinder preisgeben, die Privatsphäre-Einstellung ihres Accounts überprüfen, keine Bilder von Kindern in peinlichen Situationen posten oder darauf verzichten, das Gesicht des Kindes zu zeigen.

Jedes Fotos ein Risiko

Der Cyberkriminologe Thomas-Gabriel Rüdiger geht noch einen Schritt weiter und appelliert an Erziehungsberechtigte, auf die Veröffentlichung von Kinderfotos im Internet vollständig zu verzichten: "Auch bei harmlos wirkenden Fotos können die Bilder Informationen enthalten, die die Kinder verletzbar machen und sie einer Gefahr aussetzen", sagte Rüdiger dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Theoretisch sollten Kinder über ihre Bilder bestimmen können, wenn sie das noch nicht können, sollten keine Bilder öffentlich gepostet werden", sagte der Kriminologe am Institut für Polizeiwissenschaft an der Fachhochschule der Polizei des Landes Brandenburg.

Auch Fotos, auf denen man nicht direkt das Gesicht des Kindes sehe, könnten ein Risiko sein, sagte Rüdiger. Poste eine Mutter oder ein Vater zum Beispiel ein Foto bei Facebook, ließe sich über den Account unter Umständen feststellen, wo die Familie wohne, in welchen Kindergarten das Kind gehe und welche Kleidung es trage. Dennoch lobte Rüdiger die Kampagne des Kinderhilfswerk: Sie sei "absolut richtig und wichtig". Rüdiger beschäftigt sich als Kriminologe intensiv mit Cyber-Grooming. Darunter versteht man das gezielte Ansprechen von Kindern im Internet, um einen sexuellen Missbrauch einzuleiten.

Verletzung der Privatsphäre

Der Vorstoß des Kinderhilfswerks will vor allem das Bewusstsein von Eltern schärfen: "Wir möchten mit unserer Kampagne die Erwachsenen, und hier insbesondere Eltern, für die Persönlichkeitsrechte von Kindern in Sozialen Medien sensibilisieren", teilte Kinderhilfswerk-Präsident Thomas Krüger mit. Das Posten von Bildern oder von Informationen über Kinder ohne deren Zustimmung sei aus kinderrechtlicher Sicht in vielerlei Hinsicht bedenklich. Es verletze die Privatsphäre der Kinder.

Auch Kriminologe Rüdiger sieht vor allem die Erziehungsberechtigten in der Pflicht: "Wenn man Fotos seiner Kinder ins Netz stellt, geht es doch eher darum, dass Erwachsene Anerkennung für ihre Kinder haben möchten", sagte Rüdiger. Das fange schon bei den Statusfotos bei WhatsApp an, die alle Kontakte bei dem Messenger-Dienst sehen können. "Wenn schon Erwachsene relativ unreflektiert mit Fotos umgehen - wie wollen wir dann heranwachsenden Kindern glaubwürdig einen verantwortungsvollen Umgang mit Fotos im Netz beibringen?"

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