Eine alte Frau zählt Kleingeld.
epd-bild/Jürgen Blume
Die Leiterin der Heilsarmee in Deutschland, Willermark, verlangt eine stärkere Förderung von Familien und Alleinerziehenden, eine Anhebung der Grundsicherung im Alter, den Bau bezahlbarer Wohnungen sowie Qualifizierungsprogramme für Langzeitarbeitslose
17.10.2017

Die Leiterin der Heilsarmee in Deutschland, Marie Willermark, fordert einen politischen Systemwechsel im Kampf gegen Armut. "Die Farbe der Bundesregierung ist egal - sie muss das System ändern", sagte Willermark dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit Blick auf die am Mittwoch beginnenden Sondierungsverhandlungen zwischen CDU/CSU, FDP und Grünen zur Regierungsbildung. Die Heilsarmee-Chefin verlangte eine stärkere Förderung von Familien und Alleinerziehenden, eine Anhebung der Grundsicherung im Alter, den Bau bezahlbarer Wohnungen sowie Qualifizierungsprogramme für Langzeitarbeitslose.

Warnung vor Rechtspopulisten

Versage der Staat im Kampf gegen Armut, drohe ein weiteres Erstarken von Rechtspopulisten. "Wenn die Gruppe der armen und benachteiligten Menschen zunimmt, wächst auch die Anzahl derer, die davon enttäuscht sind, dass die Politik nicht liefert", sagte die Leiterin der Heilsarmee. Wer sich benachteiligt fühle, sei oft offen für "einfache Antworten", wie sie rechtspopulistische Parteien gäben. Diese machten Ausländer für soziales Elend verantwortlich und lehnten die Aufnahme von Flüchtlingen ab. In Deutschland und weiteren europäischen Ländern profitierten rechtsnationale Politiker von einem Auseinanderdriften von Arm und Reich.

Hilfsorganisationen wie die Heilsarmee könnten Armut zwar nicht mit politischen Reformen bekämpfen. Sie könnten Arme aber unterstützen. Die christliche Heilsarmee setze dabei auf Wertschätzung und Werte: "Deshalb verzichten wir zum Beispiel auf Alkohol und Nikotin und lehnen Glücksspiel ab - auch damit Menschen nicht in finanzielle Abhängigkeit geraten", sagte Willermark. Ihr sei bewusst, dass Jesus nach biblischer Überlieferung Wasser in Wein verwandelt habe. "Aber ich denke, dass er bei vielen Menschen den Alkohol, oder zumindest das Geld, das dafür ausgegeben wird, in Nahrung, Kleidung und Wohnung verwandeln möchte", sagte sie.

Menschen, die bei der Heilsarmee Hilfe suchen, litten oft darunter, "dass sie in unserer Gesellschaft, der es im Großen und Ganzen sehr gutgeht, einfach abgehängt sind". Das gelte besonders für Kinder, "die erleben müssen, dass ihre Eltern ihnen nicht bieten können, was ihre Klassenkameraden haben".

Die Heilsarmee ist eine christliche Freikirche mit ausgeprägtem sozialen Engagement. Sie wurde 1865 in London gegründet und war 2016 in 128 Ländern vertreten.

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