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epd-bild/Norbert Neetz
Wegen einer hohen Glaubwürdigkeit etablierter Medien haben Fake News nach Expertenmeinung während des Wahlkampfs keine nennenswerte Rolle gespielt. In Krisenzeiten vertrauten die Menschen eher etablierten Medien als sozialen Netzwerken, sagt Alexander Sängerlaub von der Berliner Stiftung Neue Verantwortung dem epd. Dennoch werde das Thema bei einem Wandel in der Mediennutzung vermutlich an Bedeutung gewinnen.
02.10.2017

epd: Warum waren Fake News kein großes Problem im Wahlkampf?

Alexander Sängerlaub: Die politische Landschaft in Deutschland ist nicht so polarisiert wie zum Beispiel in den USA, wir haben also eine ganz andere Ausgangslage. Im US-Wahlkampf spielten Fake News eine große Rolle, um den politischen Gegner anzugreifen. Zudem wird in Deutschland dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk sowie Zeitungen eine hohe Glaubwürdigkeit zuteil. In Wahlkampfzeiten setzen sich Menschen vor den Fernseher, um sich zu informieren. Auch in Krisenzeiten vertrauen die Menschen eher etablierten Medien.

Die sozialen Netzwerke spielen als Hauptnachrichtenquelle weniger eine Rolle: Nur circa sechs Prozent der Menschen in Deutschland geben Facebook als ihre Hauptnachrichtenquelle an, als ausschließliche Quelle sind es sogar nur 1,5 Prozent. Außerdem haben wir beobachtet, dass die Bevölkerung immer sensibilisierter ist für das Problem, was sicher mit der ausgiebigen Medienberichterstattung zusammenhängt. Viele Leute gehen kritisch mit den angezeigten Nachrichten auf sozialen Netzwerken um und überprüfen im Zweifelsfall auch ihren Wahrheitsgehalt.

epd: Warum ist das Thema Fake News so dominant geworden in den vergangen zwei Jahren?

Sängerlaub: Der US-Wahlkampf hat das Thema groß gemacht, als Berichte über russische Desinformation die Runde gemacht haben. Außerdem entwickeln sich Fake News zum Teil einer Kommunikationsstrategie von rechtspopulistischen Parteien und Gruppen. Je polarisierter eine Gesellschaft, umso leichter haben es Fake News. Jetzt kommt es auch darauf an, ob man die Menschen, die Rechtspopulisten folgen, zur gesellschaftlichen Mitte zurückholen kann.

epd: Heißt das, die Herausforderung Fake News wird uns noch ein bisschen beschäftigen?

Sängerlaub: Ich sehe Fake News als ein Symptom für einen einschneidenden Medienwandel: Die Menschen suchen sich neue Kanäle, über die sie sich informieren. Der Raum etablierter journalistischer Medien wird kleiner. Zudem werden in Zukunft Wahlkämpfe immer digitaler - wie sich dann die politische Kommunikation entwickeln wird, muss sich erst noch zeigen. Es kann schon sein, dass das Thema Fake News dann noch einmal an Bedeutung gewinnt.

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