Filippo Grandi lobt Bangladesch.
epd-bild/Christian Ditsch
Ein armes Land nimmt in wenigen Wochen fast eine halbe Million Flüchtlinge auf. UN-Hochkommissar Grandi lobt Bangladesch für die Solidarität mit den Rohingya. Doch die gesamte Staatengemeinschaft ist gefordert.
27.09.2017

Der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, schließt eine schnelle Rückkehr der aus Myanmar geflohenen Rohingya-Bevölkerung aus. Die mehr als 450.000 Flüchtlinge in Bangladesch müssten zunächst aus Notunterkünften in gesicherte Lager gebracht werden, sagte Grandi am Mittwoch in Genf nach seiner Rückkehr aus der Stadt Cox's Bazar in Bangladesch, wo die meisten Flüchtlinge sind.

UN-Hochkommissar berichtet von Traumata

Die meisten Flüchtlinge aus Myanmar sind Grandi zufolge schwer traumatisiert. Viele hätten von massiver Gewalt des Militärs seit Ende August berichtet. Frauen seien vergewaltigt worden oder seien bei dem Versuch, sich zu widersetzen, schwer verletzt worden. Frauen und Kinder berichteten, sie hätten zusehen müssen, wie Verwandte brutal misshandelt oder ermordet worden seien. Die Rohingya sind eine angefeindete muslimische Minderheit im mehrheitlich buddhistischen Myanmar.

Grandi lobte die Bevölkerung im islamisch geprägten Bangladesch, die trotz ihrer eigenen Armut massenweise Hilfsgüter mobilisiert habe: "Ein Land mit sehr wenig Ressourcen setzt hier ein Beispiel für die Solidarität mit Flüchtlingen, während sehr viel reichere Länder den Zuzug von Flüchtlingen einschränken."

Angriff auf Rohingya-Flüchtlinge in Sri Lanka

In Sri Lanka hat derweil ein von buddhistischen Mönchen angeführter Mob eine Unterkunft für Rohingya-Flüchtlinge gestürmt: Die radikalen Buddhisten drangen nach Berichten srilankischer Medien vom Mittwoch in ein UN-Gebäude in Mount Lanvinia ein, einem reichen Vorort der Hauptstadt Colombo. Die in dem Haus untergebrachte Gruppe von 30 Rohingya habe sich in den oberen Geschossen verschanzt und sei später unter Polizeischutz an einen anderen Ort gebracht worden, meldete die Zeitung "Daily Mirror".

UN-Hochkommissar Grandi rief unterdessen die Regierung in Myanmar erneut auf, die Gewalt im Norden des Landes umgehend zu beenden und humanitäre Hilfe durch die UN wieder zuzulassen. In Bangladesch wird nach seinen Worten derzeit ein erstes Camp errichtet, die Regierung kündigte zudem die Registrierung der Flüchtlinge an. Danach müsse über mittelfristige Perspektiven für die Rohingya gesprochen werden, sagte Grandi.

Erschreckend ist Grandi zufolge auch, wie wenig Habseligkeiten die Flüchtlinge mitnehmen konnten. Es sei offensichtlich, dass sie vor einem plötzlichen Gewaltausbruch geflohen seien. Gerade deshalb bräuchten die Flüchtlinge beinahe alles. Er kündigte einen neuen Hilfsaufruf an. Besonders wichtig sei die Versorgung mit sicherem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen. Andernfalls drohten Epidemien, zumal es trotz vieler Hilfsorganisationen viel zu wenig Gesundheitseinrichtungen für alle Flüchtlinge gebe.

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