Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland.
epd-bild/Daniel Peter
Jüdische Spitzenrepräsentanten äußern sich angesichts des starken Ergebnisses der AfD bei der Bundestagswahl besorgt. Charlotte Knobloch spricht von einem "wahr gewordenen Alptraum".
24.09.2017

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hofft nach dem Einzug der AfD in den Bundestag auf einen demokratischen Schulterschluss gegen die rechtskonservative Fraktion. "Ich erwarte von unseren demokratischen Kräften, dass sie das wahre Gesicht der AfD enthüllen und die leeren, populistischen Versprechen der Partei entlarven", erklärte Schuster am Sonntagabend in Berlin. Den Wählern müsse verdeutlicht werden, "dass die AfD keine Alternative ist, damit sie dort landet, wo sie hingehört - unter der Fünf-Prozent-Hürde".

"Befürchtungen wahr geworden"

"Leider sind unsere Befürchtungen wahr geworden: Eine Partei, die rechtsextremes Gedankengut in ihren Reihen duldet und gegen Minderheiten in unserem Land hetzt, ist jetzt nicht nur in fast allen Länderparlamenten, sondern auch im Bundestag vertreten", sagte Schuster. Ersten Hochrechnungen zufolge hat mehr als jeder zehnte Wähler am Sonntag für die AfD gestimmt.

Die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, nannte das AfD-Ergebnis einen "wahr gewordenen Alptraum". "Erstmals wird eine rechtsextreme Partei fraktionsstark im Bundestag vertreten sein", sagte Knobloch am Sonntagabend in München.

Mit der AfD zögen unter anderem Ausgrenzung, völkischer Nationalismus, Holocaust-Leugnung, Antisemitismus und Religionsfeindlichkeit in den Bundestag ein. "Parteiprogramm und Kandidatenlisten zeigen: Sie sind wieder da, die Ungeister, die Hass und Verachtung schüren", sagte die 84 Jahre alte Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, die im Jüdischen Weltkongress als Beauftragte für das Gedenken an den Holocaust fungiert.

Der Präsident des Weltkongresses, Ronald S. Lauder, nannte es abscheulich, dass die AfD nun im Bundestag eine Bühne bekomme. Die Partei sei beschämend und reaktionär, sie erinnere an die dunkelsten Seite der deutschen Geschichte.

Teaserbild

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.