Der Bayerische Rundfunk (BR) übernimmt ab 2018 die Geschäftsführung der ARD. Neuer Vorsitzender des öffentlich-rechtlichen Senderverbunds wird damit BR-Intendant Ulrich Wilhelm, wie die ARD nach einer Sitzung der Intendanten in Köln mitteilte.
20.09.2017

Der Senderverbund kündigte zudem an, seine Bemühungen um Transparenz zu verstärken. In Köln wurde auch bestätigt, dass ARD und ZDF die Übertragungsrechte für die Nations League, den neuen Nationalmannschafts-Wettbewerb des europäischen Fußballverbands Uefa, erworben haben.

Der ehemalige Regierungssprecher Wilhelm (56) ist seit 2011 Intendant des BR. Der Jurist und Journalist arbeitete zuvor unter anderem als freier Reporter, Pressesprecher der Landesregierung in Bayern und Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Von 2005 bis 2010 war Wilhelm unter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Chef des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung. In der Regel wechselt der ARD-Vorsitz alle zwei Jahre. Stellvertretende Vorsitzende an Wilhelms Seite wird MDR-Intendantin Karola Wille, die noch bis Ende des Jahres die ARD-Geschäfte führt.

"Hohes Kulturgut"

Volker Herres, Programmdirektor des Ersten, verteidigte den Kauf von Übertragungsrechten für die Uefa Nations League. "Wir arbeiten bereits mit gedeckelten Budgets im Sportrechtemarkt und werden nicht mehr alles erwerben können. Aber die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ist schon ein hohes Kulturgut", sagte Herres. Die Verträge müssten noch von den zuständigen Aufsichtsgremien abgesegnet werden. ARD und ZDF hatten zuletzt die Rechte für die Qualifikationsspiele zu EM und WM an RTL verloren. Die Nations League beginnt im September 2018.

Die ARD hat nach den Jahresgehältern der Intendanten erstmals auch die durchschnittlichen Einkünfte der Direktoren der einzelnen Landesrundfunkanstalten veröffentlicht. Sie liegen in der monatlichen Grundvergütung zwischen 13.851 (Radio Bremen) und 18.500 Euro (NDR). Auch die durchschnittlichen Gehälter von Programmbereichsleitern und Redakteuren wurden ins Netz gestellt.

100.000 Arbeitsplätze

Die Intendanten diskutierten bei ihrem Treffen auch über ein Gutachten des ehemaligen Verfassungsrichters Paul Kirchhof zu den Transparenzpflichten des Senderverbunds. Gerade weil der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht Teil des Staates sei, "gelten für ihn andere Informationspflichten als für staatliche Institutionen", wird Kirchhof in einer Mitteilung der ARD zitiert. Aus wettbewerbsrechtlichen Gründen könnten auch in Zukunft nicht alle Einzelangaben etwa zu den Honoraren von Sportexperten veröffentlicht werden, betonte die ARD-Vorsitzende Wille. "Wir machen, wo es die Gesetzeslage zulässt, weitreichende, sonst pauschale Angaben", sagte die MDR-Intendantin.

Nach einer am Mittwoch veröffentlichten Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifor trägt die ARD rund 7,7 Milliarden Euro zum Bruttoinlandsprodukt in Deutschland bei. 97 Prozent der Güter und Dienstleistungen frage der Senderverbund im Inland nach. Die ARD, die die Studie selbst in Auftrag gegeben hatte, sichere damit fast 100.000 Arbeitsplätze in Deutschland, davon allein 23.000 in der Kreativwirtschaft.

Die Intendanten entschieden bei ihrer aktuellen Sitzung über zwei weitere Personalien: Programmdirektor Herres bleibt ab 2018 für drei weitere Jahre im Amt. Der Vertrag von Florian Hager, Programmgeschäftsführer beim Online-Jugendangebot Funk, soll ebenfalls um drei Jahre verlängert werden.

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