Seit mehr als zehn Jahren bewegen sich die Planen mit dem historischen Fassadenmuster der Schinkelschen Bauakademie im Wind. Jetzt soll Schluss mit dem Schein sein. Der Bund will das Gebäude wiedererrichten. Und nennt Termine.
20.09.2017

Die Schinkelsche Bauakademie in Berlin soll bis 2023 am historischen Standort neben dem Berliner Stadtschloss wiedererrichtet werden. Dazu startet Mitte Oktober ein Programmwettbewerb zum künftigen Nutzungs- und Raumkonzept, wie das Bundesbauministerium am Mittwoch mitteilte. Letzteres solle "möglichst flexibel" sein. Für den Bau hatte der Bundestag 62 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Eine Jury will bis März 2018 eine Entscheidung treffen, die Ergebnisse sollen anschließend in einen offenen Realisierungswettbewerb einfließen. Baubeginn könnte ab 2021 sein, sagte Baustaatssekretär Florian Pronold (SPD).

Das Gebäude der Bauakademie war 1836 nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) fertiggestellt, 1945 teilweise zerstört und ein erster Wiederaufbauversuch 1963 abgerissen worden. An der Stelle wurde dann das DDR-Außenministerium errichtet. Dieses Gebäude wiederum wurde 1995 abgerissen. Seit 2004 verweist eine Fassadensimulation auf die einstige Bauakademie. Konstruktion, Fassade und Innengestaltung galten als seinerzeit als wegweisend für modernes Bauen.

Nutzung noch offen

Der nun ausgelobte Programmwettbewerb steht unter dem Motto "So viel Schinkel wie möglich". Mit Blick auf die Fassade des historischen Baus sagte Pronold, es werde eine "weitestgehende Rekonstruktion der Hülle" angestrebt. Hingegen sei das Raumkonzept und die Nutzung der rund 6.800 Quadratmeter großen Fläche noch völlig offen.

Vorangegangen war ein sogenanntes Dialogverfahren mit drei Terminen und laut Pronold jeweils mehr als 200 Teilnehmern. Zudem hatte die Bundesstiftung Baukultur Machbarkeitsunterlagen zur Wiedererrichtung vorgelegt.

Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD) erklärte, "Schinkels rekonstruierte Akademie darf keine bloße Kopie des Originals werden, sondern muss eine Denk- und Kreativfabrik sein, die Wissenschaft und Kunst, Forschung und Lehre, Theorie und Praxis unter einem Dach zusammenführt". Mit der Nationalen Bauakademie solle ein Ort geschaffen werden, "an dem die verschiedenen Aspekte des nachhaltigen Planens und Bauens und der Stadtentwicklung dargestellt und in einer lebhaften gesellschaftlichen Diskussion weiterentwickelt werden".

Zur Beteiligung an dem Programmwettbewerb aufgerufen sind nicht nur Architekten, sondern auch Ingenieure, Ausstellungsmacher und Eventmanager, die sich auch als interdisziplinär besetzte Teams bewerben könnten, hieß es. Das Preisgeld liegt bei insgesamt 300.000 Euro.

1799 gegründet

Pronold zufolge soll etwa ein Viertel der künftigen Gebäudefläche gewerblich genutzt werden. Ziel sei es, etwa die Hälfte der laufenden Kosten aus Einnahmen zu decken. Die andere Hälfte könne der Bund übernehmen, auch wenn es dazu noch keinen Beschluss gibt. Als mögliche Nutzer von Flächen in der künftigen Bauakademie sind unter anderem das gegenüber liegende Auswärtige Amt, das Goethe-Institut und die Technische Universität Berlin bereits im Gespräch. Pronold kündigte weiter an, bis zur ersten Sitzung der Jury Mitte November einen Gründungsbeauftragten benennen zu wollen.

Die Berliner Bauakademie und spätere Schinkelsche Bauakademie war ursprünglich 1799 als Lehranstalt des Bauwesens von König Friedrich Wilhelm III. gegründet worden. Aus dem Zusammenschluss der Bauakademie mit der Berliner Gewerbeakademie ging 1879 die Technische Hochschule Charlottenburg und spätere Technische Universität Berlin hervor.

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.