In Berlin leben inzwischen rund 6.000 Menschen auf der Straße. Weitere 20.000 Wohnungslose sind bei Freunden oder Verwandten untergebracht.
14.09.2017

Berlins Diakonie-Chefin Barbara Eschen hat vor steigender Obdachlosigkeit in der Hauptstadt gewarnt. Zu den schätzungsweise rund 6.000 Obdachlosen, die auf der Straße leben, kämen noch bis zu 20.000 Wohnungslose hinzu, die bei Freunden oder Verwandten unterkommen, sagte Eschen am Donnerstag in Berlin im RBB-Sender "Radio Eins". Die Zahl der Menschen ohne Obdach nehme eindeutig zu. Das seien die Erfahrungen aus den Beratungsstellen, den Tageseinrichtungen, bei der medizinischen Versorgung und in der Bahnhofsmission, sagte Eschen.

"Die Menschen, die wir jetzt auf der Straße sehen, unter den Brücken und in Zelten, das sind die, die gar nichts haben", erklärte die Diakonie-Chefin. Mit Blick auf die vom Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg angekündigte Räumung eines Obdachlosencamps in der Nähe des Szene-Clubs "Berghain" wegen unhygienischer Zustände sagte Eschen, eine Räumung löse das Problem nicht. Im Grunde müsste für jeden obdachlosen Menschen eine individuelle Lösung gefunden werden. Das Sozialamt des Bezirks ist nach Angaben einer Bezirkssprecherin derzeit bemüht, Übernachtungsmöglichkeiten für die betroffenen Campbewohner zu finden.

Mittellose Mieter verschulden sich

Auf dem Berliner Wohnungsmarkt gebe es immer weniger Wohnungen für Menschen, die Anspruch auf eine Sozialwohnung haben. Menschen würden sich deshalb verschulden und dann zwangsgeräumt und auf der Straße landen. Zudem seien unter den Obdachlosen auch Osteuropäer, die zum Arbeiten in die Stadt gekommen sind, aber keine Wohnung haben.

Eschen bezeichnete die Ankündigung der Berliner Senatssozialverwaltung, im kommenden Winter leerstehende Flüchtlingsnotunterkünfte für Obdachlose zu öffnen, als eine gute Nachricht. Sie hoffe, dass diese Quartiere so nah im Innenstadtbereich liegen, dass sie für die Obdachlosen auch erreichbar sind, sagte die Direktorin der Diakonie Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

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