Alleinerziehende Mutter
epd-bild/Maike Gloeckner
Trotz Arbeit ist das Einkommen in vielen Familien so gering, dass die Menschen kaum über die Runden kommen. Besonders Kinder sind betroffen. Die SPD will das Kindergeld reformieren, um armen Familien zu helfen.
12.09.2017

Nach dem Willen der SPD sollen Familien mit geringeren Einkommen künftig stärker entlastet werden. "Alle Kinder sollen Chancen auf ein gutes Aufwachsen haben", sagte Bundesfamilienministerin Katarina Barley (SPD) am Dienstag in Berlin bei der Vorstellung eines Konzeptes für ein neues Kindergeld. Den Angaben zufolge soll das neue Kindergeld rund vier Millionen Kinder erreichen. Die Kosten liegen bei rund 2,5 Milliarden Euro. Sozialverbände begrüßten die Pläne.

Rund eine Million Familien

Barley hat sowohl Kinder aus Hartz-IV-Familien im Blick, als auch Haushalte, die von sogenannter verdeckter Armut betroffen sind. Laut Familienministerin handelt es sich dabei um rund eine Million Familien in Deutschland, die zu viel verdienen um Grundsicherung zu beziehen, aber zu wenig um steuerliche Erleichterungen zu erhalten.

Barley schlägt im Kern eine Reform des Kindergeldes vor. Dabei sollen der Kinderzuschlag, den Haushalte mit geringem Einkommen zusätzlich beantragen können, und das derzeitige Kindergeld verschmelzen. Damit sollen deutlich mehr Familien mit geringerem Einkommen erreicht werden. Steigt das Einkommen dieser Familien sinkt auch der Betrag des neuen Kindergeldes wieder. Keine Familie wird aber weniger als den derzeitigen Kindergeldsatz von 192 Euro für das erste und zweite Kind erhalten.

Sozialverbände fordern bessere Kinderbetreuung und Hilfen für Eltern

Auch die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt forderte einen Richtungswechsel in der Familienpolitik. "Allen Kindern von Anfang an gleiche Chancen zu ermöglichen, daran zeigt sich, wie es um die Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft steht", erklärte die Grünen-Politikerin. Sie sprach sich für einen Kindergeld-Bonus von bis zu 364 Euro zusätzlich aus. Familien würden damit mit dem Kindergeld auf einen Betrag von 460 Euro kommen.

Das Deutsche Kinderhilfswerk bezeichnete die Reform als wichtigen Schritt in Richtung Kindergrundsicherung. "Die positive wirtschaftliche Lage in Deutschland muss sich endlich auf die Situation armer Kinder und Jugendlicher auswirken", sagte der Bundesgeschäftsführer des Hilfswerks, Holger Hofmann. Man benötige zudem "armutsfeste" Hartz IV-Regelsätze und eine Beschäftigungspolitik, die es Eltern ermögliche, ausreichend Geld zu verdienen.

"Armut ist keine Bagatelle"

Auch die AWO und das Zukunftsforum Familie begrüßten die Pläne Barleys. "Armut bei Kindern- und Jugendlichen ist keine Bagatelle", sagte der AWO-Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler. Er sprach sich zudem für mehr Investitionen in eine familienfreundliche und bildungsfördernde Infrastruktur in der Kindertagesbetreuung, der Kindertagespflege und der Familienförderung aus.

Je nach Datenlage variiert das Armutsrisiko von Kindern in Deutschland zwischen 14,6 Prozent und 21,1 Prozent. Demnach leben von den insgesamt rund 12,9 Millionen Kindern unter 18 Jahren zwischen 1,9 bis 2,7 Millionen Kinder mit einem Armutsrisiko. Hinzu kommen Kinder, die von verdeckter Armut betroffen sind.

Als besonders armutsgefährdet gelten Kinder, die in Haushalten ohne Erwerbseinkommen leben. Verfügt der Haushalt über ein Einkommen aus einer Vollzeittätigkeit, sinkt das Armutsrisiko auf 15 Prozent. Liegt ein zweites Einkommen aus einer Teilzeittätigkeit vor, sind fünf Prozent armutsgefährdet. Als arm gelten Personen, deren Haushalt über weniger als 60 Prozent des Durchschnitts aller Nettoäquivalenzeinkommen verfügt.

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