Auf der zentralen Mittelmeerroute über Libyen werden nach UN-Angaben besonders viele junge Flüchtlinge ausgebeutet. Gerettete Boat-People im Hafen von Palermo 2015.
epd-bild/Igor Petyx
Drei Viertel alle Flüchtlinge im Kindes- und jungen Erwachsenenalter werden einem Bericht zufolge auf der Flucht ausgebeutet oder misshandelt.
12.09.2017

Auf der Route über Libyen und das zentrale Mittelmeer berichteten 77 Prozent der Befragten unter 25 Jahren, sie seien eingesperrt oder zur Arbeit gezwungen worden oder auf andere Weise Opfer geworden, wie aus einer am Dienstag vom UN-Kinderhilfswerk Unicef und der UN-Migrationsagentur IOM veröffentlichten Studie hervorgeht. Bei Älteren waren es 69 Prozent, heißt es in dem Bericht, der auf Interviews mit rund 11.000 Migranten zwischen Januar 2016 und Mai 2017 basiert.

Mehr legale Fluchtmöglichkeiten gefordert

Die zentrale Mittelmeerroute über Libyen ist dem Bericht zufolge weit gefährlicher als die östliche Mittelmeerroute über die Türkei. Dort berichteten vergleichsweise viel weniger Migranten über Ausbeutung, nämlich 17 Prozent der jungen Befragten und zehn Prozent der Älteren. Über die östliche Mittelmeerroute kommen seit der der sogenannten Schließung der Balkan-Route und dem EU-Türkei-Pakt inzwischen weniger Menschen als über das zentrale Mittelmeer nach Europa, auch dort nahmen die Ankünfte in den vergangenen Wochen allerdings stark ab. Viele Migranten und Flüchtlinge sitzen in Libyen fest.

Um den jungen Migranten zu helfen, forderten Unicef und IOM mehr legale Fluchtwege, zum Beispiel durch humanitäre Visa und Neuansiedlung ("resettlement"), bei der Flüchtlinge direkt und legal aus ihrer Heimat in ein Gastland geholt werden. In die EU gibt es diese Wege, allerdings aus Sicht der internationalen Organisationen auf zu niedrigem Niveau.

Zudem müsse die Inhaftierung migrierter Kinder aufhören, diese ist in der EU in Ausnahmefällen erlaubt. Ferner verlangten Unicef und IOM unter anderem schnellere Verfahren zur Zusammenführung von Kindern mit ihren Familien in den Fluchtländern. In Deutschland ist bis zunächst März 2018 der Familiennachzug bei Flüchtlingen mit dem sogenannten subsidiären Schutzstatus ausgesetzt.

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