Myanmars Regierung unter Aung San Suu Kyi müsse die grausame Militäroperation gegen die Rohingya sofort stoppen, hat der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Seid Ra'ad al-Hussein, bereits Montag gefordert. Hier Aung San Suu Kyi bei einem Deutschlandbesuch 2014.
epd-bild / Rolf Zöllner
Die Gewalt in Myanmar zwingt nach UN-Angaben immer mehr Rohingya zur Flucht ins Nachbarland Bangladesch. Sie berichten von Gräueltaten.
12.09.2017

In den vergangenen zweieinhalb Wochen hätten schätzungsweise 370.000 verzweifelte Angehörige der muslimischen Minderheit die Grenze überquert, teilte die Internationale Organisation für Migration (IOM) der UN am Dienstag in Genf mit. Damit habe sich die Zahl der Flüchtlinge aus Myanmar in Bangladesch seit Freitag vergangener Woche um rund 100.000 erhöht, erklärte IOM-Sprecher Leonard Doyle. Die Flüchtlinge berichteten von systematischen Gräueltaten, sagte der Sprecher des Flüchtlingshilfswerks UNHCR, Adrian Edwards.

Bangladeschs Ministerpräsidentin sieht Verbrechen gegen die Menschlichkeit

Bangladeschs Ministerpräsidentin Sheikh Hasina Wajed verurteilte die Verfolgung der Rohingya scharf. "Was haben diese unschuldigen Kinder, Frauen und Leute für Sünden und Verbrechen begangen?", fragte sie bei einem Besuch in einem Flüchtlingslager für Rohingya der Zeitung "Daily Star" zufolge. Die Gräueltaten des Militärs in Myanmar seien Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Bangladesch protestiere gegen diese ungerechte und unmenschliche Haltung. Die internationale Gemeinschaft müsse den Druck auf die Regierung des Nachbarlandes erhöhen, forderte Sheikh Hasina. "Myanmar muss seine Bürger zurücknehmen und ihnen einen sicheren Ort zum Leben geben."

Mehrere UN-Hilfsorganisationen wie das UNHCR, das Welternährungsprogramm und das Kinderhilfswerk Unicef riefen Geberländer zu höheren Spenden für Geflüchteten auf, deren Versorgung sich als extrem schwierig erweise. Das UNHCR richtete eine Luftbrücke mit humanitären Gütern ein, das erste Flugzeug sei am Dienstag in Bangladesch gelandet. An Bord befanden sich demnach Zelte, Decken und Matratzen.

Nothilfe erhöht

Die EU-Kommission stellte unterdessen weitere drei Millionen Euro Nothilfe für die Rohingya bereit, wie in Brüssel mitteilte. Das Geld soll der Unterbringung, Ernährung und medizinischen Behandlung dienen und geht an Partner wie das Rote Kreuz und die UN. Die Kommission hat damit 2017 bislang insgesamt 12 Millionen Euro für die Rohingya bereitgestellt.

Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Seid Ra'ad al-Hussein, sieht in der Gewalt gegen die Rohingya in Myanmar klare Anzeichen für eine "ethnische Säuberung". Myanmars Regierung unter der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi müsse die grausame Militäroperation gegen die Volksgruppe sofort einstellen, hatte Seid am Montag verlangt.

Immer wieder wurden Rohingya in der Vergangenheit Opfer von Pogromen. Die Behörden im überwiegend buddhistischen Myanmar verweigern der muslimischen Volksgruppe den Status als Minderheit und die Bürgerrechte. Der Konflikt im Rakhine-Staat flammte erneut auf, nachdem sich am 25. August Rohingya-Rebellen zu Angriffen auf Polizei- und Armeeposten bekannt hatten.

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