Eine gerechtere Weltordnung würde auch den Klimaschutz vorantreiben, meint Weizsäcker.
epd-bild/Rolf Zoellner
Der Umweltexperte Ernst Ulrich von Weizsäcker ist trotz der wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich optimistisch, dass eine gerechtere Weltwirtschaftsordnung möglich ist.
12.09.2017

Zahlreiche junge Wirtschaftswissenschaftler in den USA, aber auch in Europa machten sich stark für eine alternative Ökonomie, sagte Weizsäcker dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Rande einer Diskussionsveranstaltung in Osnabrück: "Die Menschen beginnen zu merken, dass die Finanzmärkte frech geworden sind, und wollen das ändern." Auch der Klimaschutz könne in einer gerechteren Ordnung den notwendigen herausgehobenen Stellenwert bekommen.

"Regelrechte Aufbruchstimmung"

In der jungen Generation gebe es eine regelrechte Aufbruchstimmung gegen die neoliberale Doktrin, sagte Weizsäcker. Die Menschen hätten realisiert, dass der Markt "nur dann wirklich segensreich ist, wenn er in einen festen Rechtsrahmen eingebettet ist". Die heutigen globalen Märkte, insbesondere die Finanzmärkte, seien aber nicht mehr in ein Rechtssystem eingefügt, betonte der Ko-Präsident des "Club of Rome".

Weizsäcker ist in dieser Funktion auch Mitautor eines Berichts an den "Club of Rome", der im Oktober als Buch erscheinen wird. In der Organisation haben sich internationale Experten zusammengeschlossen, die sich für Nachhaltigkeit einsetzen. 1972 erlangten sie mit dem Bericht "Die Grenzen des Wachstums" weltweite Beachtung.

De nationalen Gesetze griffen zu kurz, sagte Weizsäcker, der Honorarprofessor der Universität Freiburg ist. Deshalb würden die nationalen Parlamente gegenwärtig von den Finanzmärkten gnadenlos erpresst. Die Banker drohten damit, nicht mehr zu investieren, wenn ihre Rendite-Erwartungen nicht erfüllt würden.

Ökologische Steuerreform

Der Biologe und Physiker forderte eine ökologische Steuerreform und die Einführung einer Kapitaltransfersteuer zur Besteuerung von Großvermögen. In Afrika müssten Rentensysteme dafür sorgen, dass das Bevölkerungswachstum gestoppt werde. Der Wissenschaftler verlangte darüber hinaus eine "neue Aufklärung", die sich von einer renditefixierten, materiell-egoistischen Weltwirtschaftsordnung verabschieden müsse.

Positive Signale sieht von Weizsäcker sowohl im Pariser Klimaabkommen als auch in den Versuchen der G20-Staaten, die Finanzmärkte unter Kontrolle zu bekommen. Die von Deutschland ausgehende Energiewende habe dafür gesorgt, dass erneuerbare Energien und Energieeffizienz konkurrenzfähig seien. "Heute verdienen mehr Menschen Geld mit erneuerbaren Energien und Energieeffizienz als mit Kohlestrom."

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