Papst Franziskus
epd-bild/Stefano Dal Pozzolo
Nach dem Durchbruch im Friedensprozess im vergangenen Jahr kamen unmittelbar vor dem Besuch des Papstes in Kolumbien neue ermutigende Nachrichten: Die ELN-Rebellen lassen die Waffen schweigen, das größte kriminelle Kartell stellt sich der Justiz.
06.09.2017

Papst Franziskus ist am Mittwoch zu einer sechstägigen Reise nach Kolumbien aufgebrochen. Der Besuch solle Kolumbien dabei "helfen, auf dem Weg des Friedens voranzuschreiten", sagte das Kirchenoberhaupt nach Angaben von Radio Vatikan vor Journalisten auf dem Flug nach Bogotà. "Ich bitte euch, für mich und für ganz Kolumbien zu beten, das ich im Namen des Friedens und der Versöhnung besuchen werde", erklärte er anlässlich der Reise in einer Twitter-Botschaft. Zum Papstbesuch kam ein weiteres Friedenssignal aus Kolumbien: Das größte Verbrecherkartell des Landes kündigte an, sich zu stellen.

Waffenruhe mit Rebellengruppe ELN

Die Reise von Papst Franziskus werde ein Erfolg sein, wenn er es schaffe, in die polarisierte Stimmung zwischen Befürwortern und Gegnern des Friedensprozesses Bewegung zu bringen, sagte der Hauptgeschäftsführer des katholischen Hilfswerks Misereor, Pirmin Spiegel, im SWR-Hörfunk. Spiegel, der den Papst auf seiner Reise bis Sonntag begleitet, lobte den Friedensvertrag: "7.000 Männer und Frauen haben inzwischen ihre Waffen abgelegt. Das ist ein großer Erfolg, weil das Morden damit weniger wird." Ein Vorerfolg des Papstbesuches scheine nun der geplante Waffenstillstand mit der ELN-Guerilla ab dem 1. Oktober zu sein. "Die Welt schaut auf Kolumbien durch den Papstbesuch, und die UN und die Kirche sind Garantiemächte für diesen Waffenstillstand", sagte Spiegel.

Zudem wolle sich die aus paramilitärischen Gruppen hervorgegangene Bande "Clan del Golfo" den Sicherheitsbehörden ergeben, verkündete der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos am Dienstag (Ortszeit). Nach dem weit fortgeschrittenen Friedensprozess mit linksgerichteten Guerillagruppen geht inzwischen von den kriminellen Banden die meiste Gewalt aus.

Unmittelbar vor dem Papstbesuch hatte sich die Rebellengruppe ELN mit der Regierung in Bogotá auf eine Waffenruhe geeinigt. Im vergangenen Herbst hatte das Parlament bereits das Friedensabkommen mit der Farc, der größten kolumbianischen Rebellengruppe, gebilligt.

Gebete für Venezuela

Franziskus forderte auch zum Gebet für das von einer schweren Staatskrise betroffene Venezuela auf, das auf dem Hinflug nach Bogotà überflogen werden sollte. Das Land müsse zu einer "guten Stabilität" und zu einem Dialog mit allen finden, mahnte er angesichts des Konflikts zwischen Regierung und Opposition, die die Mehrheit im Parlament stellt, sowie den gravierenden Versorgungsengpässen für die dortige Bevölkerung.

Die Fortschritte beim Friedensprozess wird der Papst bei einem Gebetstreffen für nationale Versöhnung würdigen. Überdies sind neben großen Gottesdiensten eine Begegnung mit Obdachlosen und ein Treffen mit dem Lateinamerikanischen Bischofsrat CELAM geplant. Franziskus hatte seine Kolumbienreise für den Fall angekündigt, dass die Regierung und die FARC-Rebellen sich auf eine Beendigung des Konflikts einigen.

Der Jahrzehnte währende Konflikt zwischen der Regierung, mehreren Rebellengruppen und paramilitärischen Todesschwadronen hatte sich in den 60er Jahren an Landstreitigkeiten und sozialer Ungerechtigkeit entzündet. Seither wurden etwa 340.000 Menschen getötet, mindestens sieben Millionen Kolumbianer wurden vertrieben.

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