Lesen und Schreiben können - das ist für die meisten Menschen eine Selbstverständlichkeit. Doch die Zahl der Analphabeten wird weltweit kaum kleiner. Auch in Deutschland können 7,5 Millionen Menschen höchstens einzelne Sätze lesen oder schreiben.
05.09.2017

Weltweit können 750 Millionen Menschen über 15 Jahren nicht lesen und schreiben. Fast zwei Drittel von ihnen (63 Prozent) sind Frauen, wie die Unesco am Dienstag in Bonn aus Anlass des Welttags der Alphabetisierung am 8. September mitteilte. Rund 14 Prozent der Analphabeten sind junge Leute zwischen 15 und 24 Jahren. Auch in Deutschland gibt es viele Betroffene: Etwa 7,5 Millionen Erwachsene können hierzulande nicht richtig lesen und schreiben.

Die Unesco forderte mehr Anstrengungen, um bis zum Jahr 2030 allen Menschen auf der Welt Lese- und Schreibkompetenzen zu vermitteln. Dieses Ziel hat sich die Staatengemeinschaft in der Globalen Nachhaltigkeitsagenda gesetzt. Nur wer lesen und schreiben könne, sei in der Lage, ein Leben fernab der Armut zu führen und am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben, erklärte Walter Hirche, Vorstandsmitglied der Deutschen Unesco-Kommission.

Niemand darf von der Digitalisierung abgehängt werden

Alphabetisierung bedeutet nach seinen Worten heute auch, dass Menschen digitale Informationen nutzen können. "Wir müssen dafür sorgen, dass weltweit, aber auch in Deutschland alle von den Vorteilen der Digitalisierung profitieren und niemand abgehängt wird", betonte Hirche. Mit bundesweiten Aktionen rund um den 51. Weltalphabetisierungstag am Freitag wollen Selbsthilfegruppen, Volkshochschulen, Künstler und Fachleute über das Ausmaß mangelnder Lese- und Schreibkompetenzen in Deutschland informieren.

Geplant sind nach Angaben des Bundesverbands Alphabetisierung und Grundbildung unter anderem Lesepicknicks, Fachtagungen und Workshops. Mit einem "Alfa-Mobil" werden Betroffene und ihre Angehörigen auf Lese- und Schreibkurse in ihrer Nähe hingewiesen. Zur Bundestagswahl am 24. September werden Broschüren in einfacher Sprache zum Thema Demokratie verteilt. Alle Termine sind im Internet auf einer interaktiven Karte abrufbar.

Leicht lesbare Wahlprüfsteine

Der Bundesverband Alphabetisierung mit Sitz in Münster bietet seit rund 30 Jahren Hilfen für sogenannte funktionale Analphabeten an, die trotz Schulbesuch erhebliche Lese- und Rechtschreibschwächen haben. Neben Bildungskursen gibt es ein kostenloses Beratungstelefon und interaktive Lernportale. Im Wahljahr 2017 sind zudem leicht lesbare Wahlprüfsteine auf der Homepage des Verbands abrufbar.

Die Unesco, die den Welttag der Alphabetisierung ins Leben rief, vergibt auch in diesem Jahr Geldpreise an innovative Bildungsprojekte. Die mit insgesamt 100.000 Dollar (gut 84.000 Euro) dotierten Auszeichnungen der UN-Kulturorganisation gehen an Bildungsprojekte aus Kanada, Kolumbien, Jordanien, Pakistan und Südafrika.

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