Frankfurt a.M. (epd). "Mehrere Faktoren kommen hier zusammen: Die Zahl der Menschen über 60 nimmt zu - und vor allem sind sie wahlfreudiger als junge Leute", sagte Wahlforscher Thorsten Faas von der Universität Mainz dem Evangelischen Pressedienst (epd). In den allerletzten Wochen vor der Wahl müssten die Parteien jedoch eher andere Wählergruppen für sich gewinnen. Da Senioren ihren Parteien in der Regel treu blieben, "werden die älteren Menschen weniger für Ausschläge auf der Zielgeraden verantwortlich sein".

Nach offiziellen Angaben sind bei der bevorstehenden Bundestagswahl 22,5 Millionen Menschen über 60 Jahre wahlberechtigt, das entspricht einem Anteil von 36,1 Prozent. Zum Vergleich: Wahlberechtigte zwischen 18 und 30 Jahren machen mit 9,4 Millionen Personen einen Anteil von 15,4 Prozent aus, alle unter 40-Jährigen kommen auf 17,9 Millionen (29,3 Prozent).

Spitzenpolitiker bei Youtube

Laut Wahlforscher Faas hilft diese demografische Entwicklung den Unionsparteien, da ihre Wählerschaft überproportional aus älteren Menschen bestehe. CDU und CSU könnten sich außerdem bei dieser Wählergruppe darauf verlassen, dass sie am Wahltag auch zur Urne gehen.

An der These, dass sich die Politik in Deutschland sehr stark an Senioren ausrichte, sei durchaus etwas dran. "Parteien müssen in mehrerlei Hinsicht mit knappen Ressourcen umgehen, das gilt für den Einsatz im Wahlkampf, aber auch für Inhalte der Politik", erklärt der Politikwissenschaftler der Universität Mainz. Natürlich habe die Altersstruktur der Bevölkerung und der Wählerschaft Konsequenzen für die Kampagnen. Parteien bemühten sich zwar durchaus, neue Formate wie Auftritte von Spitzenpolitikern bei Youtube für die Ansprache junger Menschen zu finden. "Aber die Herausforderung dabei ist beachtlich groß", sagte Faas.