Eine zerbomte Bank in Mubi in Nigeria (Archivbild)
epd-bild/Andrea Stäritz
Die nigerianische Terrorgruppe Boko Haram hat laut Amnesty International in einer neuen Anschlagswelle seit April mindestens 381 Menschen getötet.
05.09.2017

Dies sei mehr als doppelt so viel wie in den fünf Monaten zuvor, erklärte die Menschenrechtsorganisation am Dienstag in Berlin. Indes mahnte der nigerianische Bischof Matthew Hassan Kukah, dass es keine rein militärische Lösung im Kampf gegen den Terror geben könne.

Amnesty International zufolge haben die Anschläge nach Gebietsverlusten in Nordnigeria in den Nachbarländern Niger, Tschad und vor allem Kamerun durch Boko Haram deutlich zugenommen. Besonders perfide sei dabei der Missbrauch von Mädchen und jungen Frauen. "Nach wie vor begeht die Gruppe in großem Ausmaß Kriegsverbrechen, indem sie zum Beispiel junge Mädchen zwingt, durch einen Selbstmordanschlag möglichst viele Menschen zu töten", sagte Afrika-Expertin Franziska Ulm-Düsterhöft.

Zu früh Boko Harams Niederlage erklärt

"Die Regierungen Westafrikas haben zu früh Boko Harams Niederlage erklärt", sagte Ulm-Düsterhöft. Die Terroristen hätten sich offenbar lediglich auf andere Regionen verlagert.

Nach Einschätzung des nigerianischen Bischofs Kukah können die bewaffneten Auseinandersetzungen zwar beendet werden, "aber der wahre Krieg wird um die Herzen der Menschen geführt", sagte der katholische Geistliche dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Denn Boko Haram war zunächst eine Bewegung für mehr soziale Gerechtigkeit, bevor die Idee zu einem islamistischen Staat aufkam, bevor die Gruppe zu dieser monströsen Gewalt übergegangen ist."

Der ursprüngliche Einsatz von Boko Haram gegen die Ungerechtigkeit in Nigeria habe viele Menschen angesprochen und sie zu Boko Haram hingezogen, sagte der Bischof. "Solange die Korruption in Nigeria anhält, solange die politische Klasse keine Lösungen für die Probleme der einfachen Menschen bereithält, kann das Militär zwar die kämpferischen Auseinandersetzungen gewinnen, aber dann wird diese Unzufriedenheit von einer anderen Gruppe aufgegriffen." Um den Konflikt langfristig zu lösen, müsse ein rechtlicher Rahmen für die Aufarbeitung der Gräueltaten geschaffen werden. "Gerechtigkeit ist mehr als ein richterlicher Schuldspruch."

Humanitäre Situation spitzt sich zu

Unterdessen spitzt sich die humanitäre Situation in der Tschad-See Region durch den erneuten Ausbruch der Gewalt und die Regenzeit weiter zu. Mehr als sieben Millionen Menschen in der Region leiden nach Amnesty-Angaben unter extremer Nahrungsmittelknappheit, darunter fünf Millionen Menschen in Nigeria und 1,5 Millionen in Kamerun. 515.000 Kinder sind akut mangelernährt.

Teaserbild

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.