HR-Intendant Manfred Krupp warnt vor politischen Plänen, den Rundfunkbeitrag dauerhaft stabil zu halten.
25.08.2017

"Ein Ansatz, der besagt, dass es nie wieder eine Steigerung des Rundfunkbeitrags geben darf, negiert unsere Rolle in der Gesellschaft", sagte Krupp im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das Bundesverfassungsgericht habe dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht nur eine Bestands-, sondern auch eine Entwicklungsgarantie zugesprochen. "Absolute Beitragsstabilität wäre nicht einmal eine Bestandsgarantie."

Krupp, der seit Frühjahr 2016 Intendant des Hessischen Rundfunks ist, betonte, Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sei es, "in Zeiten der segmentierten Teilöffentlichkeiten eine Gesamtöffentlichkeit herzustellen" und demokratische und kulturelle Vielfalt darzustellen. "Meine These ist, dass wir noch wichtiger geworden sind."

Rechts-Links-Schemata überholt

Angesichts der sozialen Medien und der Konkurrenz durch neue Formate im Internet müsse sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk auch inhaltlich verändern, sagte der HR-Intendant: "Es war früher ein Merkmal, dass politische Magazine besonders pointiert waren und Konflikte besonders zugespitzt haben." Die Einteilung der Welt in Rechts-Links-Schemata, die früher ein "konstitutives Element" von politischen Magazinen gewesen sei, habe sich überholt. Heute sehe er einen "sehr starken Bedarf nach einer Berichterstattung, die ein polarisierendes politisches Thema aufgreift und Zusatzinformationen liefert".

Krupp räumte ein, dass das HR-Fernsehen sein Programm mit Sendungen wie "Herrliches Hessen" eine Zeit lang zu stark auf die Identifikation mit Hessen ausgerichtet habe: "Wir haben das teilweise überreizt. Wir merken, dass wir da an Grenzen stoßen, weil wir auch eine sehr hohe Wiederholungsquote haben." Er kündigte Änderungen im Programmschema an. Unter anderem werde das Politikmagazin "Defacto" von 30 auf 45 Minuten verlängert.

Wandel zur Dialogplattform

Der HR-Intendant sagte, dass sich der Sender stärker trimedial aufstellen werde, um die Ausspielwege Fernsehen, Hörfunk und Internet besser zu bedienen. Der Sender müsse sich fragen, wo er die Menschen mit seinen Botschaften erreichen könne. Es werde ein "trimedialer Programmbereich Hesseninformation" gebildet, in den die Fernsehsendungen "Hessenschau" und "Maintower", die aktuelle Berichterstattung des Hörfunks und der Internetauftritt "hessenschau.de" eingegliedert werden.

Auch das Selbstverständnis der öffentlich-rechtlichen Sender müsse sich ändern, sagte Krupp. Wichtig sei, dass der HR auf unterschiedlichen Wegen "in den Dialog mit den Leuten" komme: "Wir sind nicht mehr nur Sender, wir sind Sender, Empfänger und Aufbereiter von Informationen. Dieser Weg vom Sender zu einer Dialogplattform ist ein gewaltiger Weg."

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