Die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung mahnt: Es wird schwieriger, sich eine gesetzliche Rente deutlich über Sozialhilfeniveau zu erarbeiten.
24.08.2017

Bei einem weiteren Absinken des Rentenniveaus droht einer Studie zufolge verstärkt auch Durchschnittsverdienern die Altersarmut. Dann werde es auch für qualifizierte Beschäftigte mit mittlerem Einkommen schwieriger, sich eine gesetzliche Rente deutlich oberhalb des Sozialhilfeniveaus zu erarbeiten, hieß es in der am Donnerstag in Düsseldorf veröffentlichten Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung.

Das gelte vor allem, wenn statt des traditionellen "Eckrentners" mit 45 Beitragsjahren und Durchschnittsverdienst kürzere Versicherungsverläufe zugrunde gelegt würden. Solche Verläufe seien heute und wahrscheinlich auch in Zukunft realistischer, insbesondere bei Frauen.

Nach einer Modellrechnung des Instituts erhält etwa eine nach Tarif bezahlte Alten- oder Krankenpflegerin beim aktuellen Rentenniveau von rund 48 Prozent nach gut 25 Beitragsjahren eine Rente, die höher ist als die Grundsicherung im Alter. Diese lag im Jahr 2015 bei durchschnittlich 747 Euro im Monat. Würde dagegen bereits heute das für das Jahr 2045 prognostizierte Rentenniveau von knapp unter 42 Prozent gelten, hätte die Pflegerin erst nach rund 29 Beitragsjahren einen Rentenanspruch oberhalb der Grundsicherung, wie das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Stiftung erklärte.

Studie: Tariflöhne schützen

Ein Rentner mit 45 Beitragsjahren in Vollzeit muss den Angaben zufolge beim aktuellen Rentenniveau im Durchschnitt 11,42 Euro pro Stunde brutto verdienen, um die Grundsicherungsschwelle zu überschreiten. Mit dem für das Jahr 2045 prognostizierten Rentenniveau wären dafür mindestens 13,06 Euro nötig.

Soll die gesetzliche Rente über der Armutsgefährdungsschwelle liegen, fallen die notwendigen Stundenlöhne noch deutlich höher aus. Diese Schwelle liegt nach den neuesten vorliegenden Daten von 2015 bei 942 Euro im Monat für einen Alleinstehenden.

Laut Studie kann qualifizierte Beschäftigung zu Tariflöhnen beim aktuellen Rentenniveau einen verlässlichen Schutz vor Altersarmut bieten - eine lange Erwerbsbiografie vorausgesetzt. Der gesetzliche Mindestlohn wie auch viele Mindestlöhne seien hingegen zu niedrig, um damit auf eine gesetzliche Rente über dem Grundsicherungsniveau zu kommen.

WSI-Alterssicherungsexperte Florian Blank sagte, eine Stabilisierung oder Anhebung des Rentenniveaus sei dringend notwendig. Eine solche Reform wäre zwar kein Instrument zur Bekämpfung von Altersarmut bei Niedrigverdiensten oder stark fragmentierten Erwerbsverläufen. Sie würde aber verhindern, "dass sich immer mehr Menschen, für die das bislang kein Thema ist, um ihren Lebensstandard im Alter Sorgen machen müssen", erklärte der Forscher.

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