Campact-Protest vor dem Deutschen Bundestag in Berlin (Archivbild)
epd-bild/Rolf Zoellner
Von wegen Politikverdrossenheit - die Zahl der Verbundenen beim Online-Netzwerk "Campact" steigt. Und immer mehr Menschen sind auch bereit, sich intensiv zu engagieren.
17.08.2017

TTIP, Ceta und Donald Trump haben der Online-Bürgerbewegung "Campact" Auftrieb gegeben: Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Unterstützer auf 1,9 Millionen, wie Geschäftsführer Felix Kolb am Donnerstag mitteilte. Der Zuwachs sei vor allem durch den Widerstand gegen die Handelsabkommen TTIP und Ceta angefeuert worden, aber auch die Wahl in den USA habe mobilisiert. 2014 waren es noch rund zehn Prozent weniger Unterstützer. Die Spendensumme für Kampagnen erhöhte sich den Angaben zufolge im Vergleich zum Vorjahr um rund zwei Millionen Euro auf knapp neun Millionen Euro.

Online-Info-Portal

"Campact" mit Sitz in der niedersächsischen Kreisstadt Verden bei Bremen funktioniert in erster Linie als Online-Plattform, die Interessierte über Protestthemen und dann auch über Demonstrationen und weitere Aktionsformen informiert. So hat sich "Campact" in den Widerstand gegen Fracking im Schiefergestein und gegen die Neuzulassung von Insektiziden aus der Gruppe der Neonikotinoide eingeschaltet. Der Protest habe gewirkt, bilanzierte Kolb. "Die bienentötenden Pestizide bleiben verboten."

Laut neuestem Transparenzbericht der Organisation haben durchschnittlich knapp 151.000 Personen einen "Campact"-Appell unterstützt. Auf Facebook hätten Beiträge und Kampagnen durchschnittlich etwa 641.000 Menschen erreicht.

"Campact" mobilisiert offensichtlich aber auch zur direkten Teilnahme an Demonstrationen. Allein am 17. September 2016 hätten 320.000 Demonstranten in sieben Städten gegen TTIP und Ceta protestiert, erklärte die Bewegung. "Ohne den Einsatz der Campact-Aktiven wäre keine dieser Demonstrationen möglich gewesen", sagte Kolb. Überdies hätten mit der bundesweit bisher größten Bürgerklage 125.000 Menschen Ceta eine Absage erteilt.

Rückzug aus der Politik

Mit Blick auf die Wahl von US-Präsident Trump konstatierte Kolb eine Art Gegenbewegung statt frustriertem Rückzug aus der Politik. Dies führe auch dazu, dass sich Menschen mit noch mehr Einsatz in Debatten einmischten. So sei nach 1.200 Veranstaltungen und unter Beteiligung von 75.000 "Campact"-Aktiven ein "Kompass für progressive Politik" entstanden, der im jetzt laufenden Wahlkampf zehn zentrale Forderungen an die künftige Bundesregierung formuliere.

"Wir müssen diesem Wahlkampf dringend Beine machen und diese lähmende 'Uns geht es doch eigentlich gut'-Einstellung aufmischen", sagte Kolb. Mit dem Kompass wolle "Campact" Demokratie und Bürgerrechte gegen Politik-Verdrossenheit, scheinbare Alternativlosigkeit und plumpen Populismus verteidigen.

Der Name "Campact" besteht aus den englischen Wörtern Campaign für Kampagne und Action (Aktion). Seit der Gründung 2004 wuchs der Stamm fester Mitarbeiter auf heute 55.

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