Kirchengemeinden und Hilfswerke warnen vor einer neuen Schuldenkrise der Entwicklungsländer.
11.08.2017

Der derzeit durch niedrige Zinsen ausgelöste Kreditboom in armen Ländern könne mit Staatspleiten enden, erklärte das Bündnis Erlassjahr.de am Freitag in Düsseldorf. Es drohe eine Wiederholung der "Schuldenkrise der Dritten Welt", die im August 1982 mit der Erklärung der Zahlungsunfähigkeit Mexikos begonnen hatte.

Sobald die derzeit niedrigen Zinsen wieder steigen, könnten Länder in Afrika, Asien und Lateinamerika Schwierigkeiten bekommen, ihren Schuldendienst mit neuen Kreditaufnahmen zu finanzieren, erklärte der politische Koordinator von Erlassjahr.de, Jürgen Kaiser. Das Bündnis fordert deshalb ein geordnetes Staateninsolvenzverfahren, bevor die ersten Länder in Zahlungsschwierigkeiten geraten.

Bedrohung für Millionen Menschen

"Nur so kann verhindert werden, dass Schuldenkrisen erneut für Millionen von Menschen zu einem verlorenen Entwicklungsjahrzehnt werden", sagte Oscar Ugarteche, Wirtschaftswissenschaftler an der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko.

Mexiko hatte am 12. August 1982 seine Zahlungsunfähigkeit gegenüber Privatbanken in den USA, Europa und Japan erklärt. Das war der Beginn einer schweren Schuldenkrise der Entwicklungsländer. Nach Rettungsgeldern und Teilerlassen kam es laut Erlassjahr.de erst 23 Jahre später zu einer umfassenden Entschuldung der ärmsten Länder, die einen Neuanfang ermöglichte.

Das Bündnis "Erlassjahr.de - Entwicklung braucht Entschuldung" will erreichen, dass den Lebensbedingungen von Menschen mehr Bedeutung beigemessen wird als der Rückzahlung von Staatsschulden. Die Initiative wird von mehr als 600 Organisationen aus Kirche, Politik und Zivilgesellschaft getragen.

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