Bundeswehrsoldat in Camp Castor in Gao, Mali
epd-bild/Bettina Ruehl
Der Militäreinsatz in Mali gilt als gefährlichste UN-Mission. In seinem Kondolenzschreiben zum Tod von zwei Deutschen betont der Bundespräsident die großen Risiken. Regierungspolitiker begründen den Einsatz auch mit deutschen Sicherheitsinteressen.
27.07.2017

Auf den Tod zweier Bundeswehrsoldaten bei einem Hubschrauberabsturz in Mali haben der Bundespräsident und deutsche Politiker mit Bestürzung und Trauer reagiert. Während Vertreter der Koalition am Donnerstag den Einsatz in dem westafrikanischen Land verteidigten, forderte die Linkspartei den Abzug der Bundeswehr. Die beiden deutschen Piloten waren bei dem Absturz nördlich der Stadt Gao ums Leben gekommen. Hinweise auf einen Anschlag gibt es offenbar nicht.

Immer wieder Anschläge

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach den Familien und Freunden der Verstorbenen seine Anteilnahme aus. Mit der Beteiligung an der Friedensmission der Vereinten Nationen (Minusma) leiste Deutschland einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung Malis, betonte er. "Dieser tragische Vorfall zeigt einmal mehr, mit welchem hohen ‎persönlichen Risiko der Einsatz unserer Soldatinnen und Soldaten verbunden ist." Minusma gilt als gefährlichste UN-Mission.

Im Norden Malis kommt es immer wieder zu terroristischen Anschlägen. Seit 2013 kamen dort rund 130 Blauhelmsoldaten um. Die Ursache des tödlichen Absturzes werde untersucht, sagte Oberleutnant Valerie Ostermann vom Einsatzführungskommando der Bundeswehr dem Evangelischen Pressedienst (epd). Ein Team der Flugsicherung sei unterwegs. Hinweise auf Fremdeinwirkung gebe es derzeit nicht. In Mali sind aktuell 850 deutsche Soldaten im Rahmen von Minusma stationiert. Bei der europäischen Ausbildungsmission EUTM sind es 130.

Einsatz soll Mali stabilisieren

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hatten ihre Trauer bekundet und den Angehörigen der getöteten Soldaten ihr Mitgefühl versichert. Ähnlich äußerte sich auch der Chef der UN-Friedensmissionen, Jean-Pierre Lacroix.

Minusma ist zur Stabilisierung Malis ins Leben gerufen worden, nachdem islamistische Rebellen 2012 den Norden des Landes in ihre Gewalt gebracht hatten und von französischen Truppen vertrieben worden waren. Der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagfraktion, Rainer Arnold, verteidigte den Mali-Einsatz. Mali sei nur ein paar Flugstunden von Europa weg und ein sehr fragiler Staat, sagte er im Deutschlandfunk.

Die Beteiligung der Bundeswehr an Minusma sei im deutschen Sicherheitsinteresse. Arnold: "Ein zerfallenes Mali würde einen Rückzugsraum für Terror bedeuten. Es ist schon heute eine Transitzone für Menschen- und Drogenschmuggel in ganz erheblichem Ausmaß."

Linke fordert Abzug

Demgegenüber forderte die Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Sarah Wagenknecht, den sofortigen Abzug der Bundeswehr aus Mali. Sie sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, deutsche Soldaten hätten nicht in den gefährlichen Einsatz geschickt werden dürfen. Nicht Militäreinsätze führten zu mehr Stabilität, sondern echte Entwicklungshilfe zum Aufbau lokaler Strukturen und Wirtschaftskreisläufe.

Zuletzt hatte der Bundestag gegen die Stimmen der Linksfraktion das Mandat für den Bundeswehreinsatz bei Minusma im Januar 2017 um ein Jahr verlängert und auf bis 1.000 Soldaten erweitert. Insgesamt sind derzeit bei Minusma 10.700 Blauhelmsoldaten sowie 1.700 Polizisten im Einsatz. Die Bundeswehr spricht von einer unbeständigen Sicherheitslage in Mali, die von Terrorismus, Kriminalität und Verarmung geprägt sei.

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