Berlin (epd). Eine Sprecherin bestätigte am Donnerstag in Berlin, dass sich Gleicke mit einem Brief an das Institut für Demokratieforschung der Göttinger Universität gewendet und sich darin in aller Form von der Studie "Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit in Ostdeutschland" distanziert habe. Die Stelle der Ostbeauftragten ist im Wirtschaftsministerium angesiedelt.
In dem Brief, der dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt und über den zuerst die in Dresden erscheinende "Sächsische Zeitung" (Donnerstag) berichtet hatte, schreibt die SPD-Politikerin, wegen der Fehler und Schlampereien habe die Studie "jeden Wert für die dringend notwendige gesellschaftspolitische Debatte über die Ursachen des Rechtsextremismus in Ostdeutschland verloren".
Studie Mitte Mai veröffentlicht
Wissenschaftler des Göttinger Instituts hatten von Mai bis Dezember 2016 unter anderem über Einzelinterviews die sächsischen Städte Freital und Heidenau sowie den Erfurter Stadtteil Herrenberg untersucht. Als zentrales Ergebnis konstatierten sie eine besondere Anfälligkeit Ostdeutscher für rechtsextremistisches Gedankengut. Nach Veröffentlichung der Studie war Kritik an ihrer Methodik und an zweifelhaften Nachweisen laut geworden.
Gleicke hatte die Autoren zunächst verteidigt. Anlass ihrer Distanzierung ist nun ein weiterer, neu entdeckter Fehler. In ihrem Brief schreibt sie, in einem Interview seien "ganz offensichtlich nicht belegbare bloße Aussagen eines anonymen Akteures als Tatsachen dargestellt worden". Daraufhin hätten die Autoren den Namen des Betroffenen aus einer aktualisierten Fassung der Studie gestrichen und dies ohne Erläuterung, warum die Änderung erfolgt sei.
Wichtigstes Anliegen
Dieser Mangel an Sorgfalt sei "mit den Grundsätzen wissenschaftlichen Arbeitens nicht zu vereinbaren und zum anderen ein klarer Beleg für eine schlicht nicht hinnehmbare Schlamperei", so Gleicke. Aus ihrer Enttäuschung macht die Ostbeauftragte keinen Hehl. Sie betrachte die Bekämpfung des Rechtsextremismus seit Jahren als eines ihrer wichtigsten Anliegen, schreibt sie den Wissenschaftlern. Dem habe die Studie einen Bärendienst erwiesen. Die Kosten der Studie belaufen sich dem Ministerium zufolge auf 129.400 Euro.
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