Auszubildende bei Zapf Umzüge in Berlin (Archivbild)
epd-bild/Michael_9er/Zapf_Umzuege
Bundesland und Branche bestimmen das Einkommen von Auszubildenden. Vor allem in Ostdeutschland bekommen viele Lehrlinge weniger als 700 Euro. Die Einkommensunterschiede können laut einer Studie bei bis zu 299 Euro im Monat liegen.
14.07.2017

Das Gehalt eines Auszubildenden hängt laut einer Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung von Branche und Wohnort ab und variiert teils stark. Die größten regionalen Unterschiede gibt es im Kfz-Handwerk im dritten Ausbildungsjahr, wie das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Stiftung am Freitag in Düsseldorf mitteilte. Während in Baden-Württemberg ein Auszubildender 929 Euro im Monat verdiene, liege sein Gehalt in Brandenburg bei 630 Euro.

Süd-Nord-Gefälle

Im Bauhauptgewerbe liegen die Unterschiede zwischen Ost und West den Angaben zufolge bei 280 Euro, im Hotel- und Gaststättengewerbe bei 270 Euro, im Einzelhandel bei 205 Euro und in der Textilindustrie bei 188 Euro. Insgesamt zeigen die Ausbildungsvergütungen laut dem WSI-Experten Thorsten Schulten "ähnliche Differenzierungen wie die Tariflöhne". "Neben bundeseinheitlichen Tarifverträgen gibt es solche mit starken regionalen Unterschieden, häufig verbunden mit einem West-Ost-, aber auch mit einem Süd-Nord-Gefälle", sagte der Tarifforscher.

Im ersten Ausbildungsjahr lassen sich den Studienergebnissen zufolge drei Gruppen unterscheiden. Auszubildende in der Metall- und Elektroindustrie, der Chemischen Industrie, dem Bank- und Versicherungsgewerbe, der Druckindustrie und im Öffentlichen Dienst verdienen demnach am meisten - monatlich zwischen 900 und 1.000 Euro. Spitzenreiter sei die Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg, die ihren Auszubildenden 994 Euro im Monat zahle, hieß es weiter.

Die zweite Gruppe umfasst den Studienergebnissen zufolge Vergütungen zwischen 700 und 900 Euro. Dazu zählten in Westdeutschland Branchen wie die Textilindustrie, der Einzelhandel und die Süßwarenindustrie. Hinzu kämen die Deutsche Bahn und das Bauhauptgewerbe, wo die Vergütungen für gewerbliche Auszubildende bundesweit oberhalb von 700 Euro liege, hieß es.

Unterstützung von den Eltern

Zur Gruppe mit einem Einkommen unter 700 Euro gehören Lehrlinge in vielen ostdeutschen Tarifbereichen und im westdeutschen Gebäudereinigerhandwerk. Das Schlusslicht bilde das ostdeutsche Kfz-Handwerk mit Vergütungen unter 600 Euro. Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut wies darauf hin, dass für Ausbildungsvergütungen der gesetzliche Mindestlohn nicht gelte. Deswegen forderten gewerkschaftliche und politische Jugendverbände eine Mindestausbildungsvergütung, die sich am jeweiligen Bafög-Höchstsatz von derzeit 735 Euro orientiert.

Ver.di-Bundesjugendsekretär Simon Habermaaß bezeichnete die Vergütungen in den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe (Freitag) in einigen Branchen als "deutlich zu gering". "Mit 20 Jahren sollte kein Auszubildender auf die Unterstützung seiner Eltern angewiesen sein." Er forderte eine Mindestausbildungsvergütung, die sich an der relativen Armutsgrenze orientiere.

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