Konsumverhalten in Industrieländer gefährdet die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen.
epd-bild / Peter Endig
Waffenexporte, Schutz von Steueroasen und zu wenig Geld für die Entwicklungshilfe: Die Industrienationen erschweren das Erreichen der UN-Nachhaltigkeitsziele. Das zeigt eine Studie der Bertelsmann Stiftung.
06.07.2017

Industrieländer gefährden mit Protektionismus und Nationalismus laut einer Studie die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Sie verursachten gleichzeitig durch ihr Konsumverhalten, unzureichende Finanzierung der Entwicklungshilfe und den Schutz von Steueroasen soziale und ökonomische Belastungen für Entwicklungs- sowie Schwellenländer, heißt es in einer von der Bertelsmann Stiftung und dem Sustainable Solutions Network am Donnerstag veröffentlichten Vergleichsstudie. Die Bertelsmann-Stiftung fordert mit Blick auf den G20-Gipfel am Freitag und Samstag ein klares Zeichen der Staats- und Regierungschefs.

Extreme Armut überwinden

Auf einem UN-Gipfel im Jahr 2015 hatte die Weltgemeinschaft die sogenannten Nachhaltigkeitsziele beschlossen. Wichtigstes Hauptziel ist es, extreme Armut und Hunger bis 2030 vollständig zu überwinden. Die Agenda gilt für alle Staaten, auch für die Industriestaaten.

Diese stehen in der Studie vor allem in der Kritik. Soziale, ökonomische und ökologische Kosten für arme Länder entstünden nämlich nicht nur durch verschwenderischen Umgang mit Ressourcen in reichen Staaten, sondern etwa auch durch Waffenexporte, die Konflikte verstärkten. Zu den zehn größten Waffenexporteuren gehören demnach Israel, Russland, Norwegen, Schweden, die Schweiz, die Niederlande, die USA, Frankreich, Großbritannien und Deutschland.

Die Länder, die laut Studie die Nachhaltigkeitsvorgaben am ehesten erfüllen, sind Schweden, Dänemark und Finnland. Doch auch bei ihnen gebe es Defizite, dazu zählten vor allem die Bereiche Umwelt und Klimaschutz, hieß es weiter. Die USA liegen auf dem 42., China auf dem 71. Platz der 157 untersuchten Staaten. Am weitesten von der Umsetzung entfernt seien afrikanische Staaten wie die Zentralafrikanische Republik, Tschad oder die Demokratische Republik Kongo, hieß es.

Einkommenslücke zwischen Männern und Frauen

Deutschland belegt in dem weltweiten Index Platz sechs. Die Bundesrepublik schneidet vor allem in den Bereichen Bildung und Infrastruktur gut ab. Nachholbedarf gebe es allerdings bei der Einkommenslücke zwischen Männern und Frauen, die 17 Prozent betrage, hieß es weiter. Belgien führe in der Kategorie mit einem Unterschied von nur 3,2 Prozent.

Bertelsmann-Vorstandsvorsitzender Aart De Geus forderte von den Staats- und Regierungschef beim G20-Gipfel am Freitag und Samstag ein deutliches Zeichen gegen "nationale Egoismen" und für die Erfüllung der Ziele. "Protektionismus ist eine Einbahnstraße, die uns nicht zur Umsetzung der Agenda 2030, sondern zurück ins Jahr 1930 bringen wird."

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