Zwölf Menschen werden bei einem Angriff auf das Parlamentsgebäude in Caracas verletzt. Hinter der Attacke stecken mutmaßlich Anhänger von Präsident Nicolás Maduro. Dieser indes verurteilt die Gewalt.
06.07.2017

In der venezolanischen Hauptstadt Caracas haben am Mittwoch (Ortszeit) Dutzende Angreifer das von der Opposition dominierte Parlament gestürmt und zahlreiche Menschen verletzt. Bei den Angreifern soll es sich um Regierungsanhänger handeln, wie die Tageszeitung "El Universal" berichtet. Zwölf Menschen sollen verletzt worden sein, darunter fünf Abgeordnete. Die Opposition sprach von einem "Mordversuch". Präsident Nicolás Maduro sagte, dass die Regierung die Gewalt verurteile.

Bewaffnete Motorradgangs

Auf Fernsehbildern waren Rauchwolken zu sehen. Offensichtlich seien Feuerwerkskörper im Garten explodiert, ehe die Angreifer das Parlament stürmten, berichten Augenzeugen. Blutende Menschen wurden aus dem Gebäude getragen. Die Regierung habe die Angreifer geschickt, twitterten Oppositionsabgeordnete. Die Abgeordneten Américo de Grazia und Armando Armas erlitten Kopfverletzungen und wurden im Krankenhaus behandelt. Die Parlamentarier hatten sich am Nationalfeiertag, der an die Unabhängigkeit von Spanien im Jahr 1811 erinnert, zu einer Sondersitzung versammelt.

Präsident Maduro sprach bei einer Veranstaltung von "merkwürdigen Vorfällen". Er sei "kein Komplize jeglicher Form von Gewalt", sagte der Präsident und ordnete eine Untersuchung an. "Ich möchte Frieden für Venezuela", betonte er.

Die Opposition machte die sogenannten Colectivos für die Gewalt verantwortlich. Dabei handelt es sich um bewaffnete Motorradgangs, die von dem verstorbenen Staatschef Hugo Chávez (1954-2013) gegründet worden waren. Sie sollen für einen Großteil der Gewalt und für zahlreiche Morde bei den seit drei Monaten andauernden Massenprotesten der Opposition verantwortlich sein. Offiziellen Angaben zufolge kamen seit Anfang April bei Ausschreitungen knapp 90 Menschen zu Tode.

Symbolisches Referendum

Maduro will Ende Juli eine verfassungsgebende Versammlung einberufen. Die Opposition wehrt sich gegen eine Verfassungsreform, weil sie eine weitere Entmachtung der Institutionen fürchtet. Schon jetzt regiert Maduro mit Sonderdekreten am Parlament vorbei, nachdem das Oppositionsbündnis "Mesa de la Unidad Democratica" dort seit 2016 die Mehrheit stellt. Trotz der Attacken beschloss die Mehrheit der Abgeordneten am Mittwoch, für den 16. Juli ein symbolisches Referendum gegen die Verfassungsreform anzusetzen. Venezuela befindet sich in einer schweren Wirtschaftskrise, die zu dramatischen Versorgungsengpässen bei Lebensmitteln und Medikamenten geführt hat.