Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, hat die für Freitagmorgen geplante Bundestagsabstimmung über eine Öffnung der "Ehe für alle" kritisiert.
29.06.2017

"Ich sehe in der übereilten Beschlussfassung, auf die die Entwicklung in dieser Woche hinausläuft, einen Fehler", erklärte Sternberg am Donnerstag in Bonn. Er habe "große Zweifel", dass die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare durch ein einfaches Gesetz verfassungsmäßig sei. "Ein längerer Prozess der parlamentarischen Meinungsbildung und Diskussion hätte der Qualität und Legitimität der gesetzlichen Regelung dieser für die gesellschaftliche Entwicklung bedeutsamen Frage gut getan."

Legitim und richtig

Die beiden Rechtsinstitute der Ehe und der Lebenspartnerschaft seien seiner Ansicht nach "trotz der hohen Wertschätzung, die ihnen zuteil wird, nicht identisch", sagte Sternberg. Es sei deshalb legitim und richtig, auch vor dem Hintergrund der Prämissen des Grundgesetzes, weiter einen begrifflichen Unterschied zu machen.

Der Bundestag beschäftigt sich am Freitagmorgen mit der "Ehe für alle". Ob es tatsächlich zu einer Abstimmung über die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare kommt, ist noch nicht ganz sicher. Dafür muss zunächst ein entsprechender Antrag zur Erweiterung der Tagesordnung die Mehrheit im Parlament finden. SPD, Grüne und Linke hatten am Mittwoch im Rechtsausschuss gegen die Stimmen der Union durchgesetzt, dass das Thema noch in dieser letzten Sitzungswoche vor der Sommerpause auf die Tagesordnung kommt. Die drei Fraktionen haben eine knappe Mehrheit.