Beim europäischen Trauerakt für den verstorbenen Altkanzler Helmut Kohl in Straßburg sollen am Samstag auch die Ministerpräsidenten von Israel und Russland, Benjamin Netanjahu und Dimitri Medwedjew, sprechen.
28.06.2017

Sie gehörten mit dem ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton und dem früheren spanischen Regierungschef Felipe González zu den von Kohls Witwe Maike Kohl-Richter eingeladenen Gästen, verlautete am Mittwoch aus dem Europaparlament in Brüssel. Auch für die anschließenden Trauerfeierlichkeiten in Speyer werden zahlreiche Gäste aus dem In- und Ausland erwartet.

Bei der Zeremonie am späten Samstagvormittag im Straßburger Europaparlament werden zudem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), der französische Staatspräsident Emmanuel Macron sowie die Präsidenten von EU-Kommission, Jean-Claude Juncker, von EU-Parlament, Antonio Tajani, und von Europäischem Rat, Donald Tusk reden.

Mit dem Schiff nach Speyer

Der Sarg Kohls wird anschließend mit einem Hubschrauber nach Ludwigshafen geflogen und dann mit einem Fahrzeugkonvoi durch die Innenstadt an den Rhein gebracht. Von dort erfolgt der Transport mit einen Schiff nach Speyer. Mehr als 1.000 Polizisten sollen die Überführung der sterblichen Überreste des Altkanzlers sichern.

Das Requiem im Dom von Speyer - eine Eucharistiefeier für den Verstorbenen - beginnt um 18.00 Uhr und wird von Bischof Karl-Heinz Wiesemann geleitet. Noch sei unklar, welche Trauergäste neben Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzlerin Merkel und der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) teilnehmen, sagte Oberbürgermeister Hansjörg Eger (CDU). Das Requiem wird vom Südwestrundfunk (SWR) für das Erste Programm übertragen und auf eine Großleinwand in den Domgarten übertragen, wo es rund 3.500 Stehplätze gibt. Im Dom finden 1.500 geladene Gäste Platz.

An die Trauerfeier schließt sich ab 19.45 Uhr auf dem Domvorplatz ein militärisches Ehrengeleit an. Danach fährt der Sargwagen durch die Innenstadt zum Friedhof des Speyerer Domkapitels. Dort soll Kohls Leichnam gegen 20.45 Uhr im engsten Familien- und Freundeskreis auf einer Grabstätte neben der Friedenskirche St. Bernhard beigesetzt werden. Vom angrenzenden Adenauerpark soll es einen öffentlichen Zugang zur Grabstätte geben. Eine Bestattung im Dom wäre kirchenrechtlich nicht möglich gewesen, sagte Bistumssprecher Markus Herr.

Das Lokale spielt Rolle

Symbolträchtig sei auch die Friedenskirche auf dem Friedhof, sagte Herr. Diese wurde in den 1950er Jahren von Deutschen und Franzosen gemeinsam errichtet. Sie sei ein Sinnbild der Aussöhnung zwischen beiden Ländern - ein zentrales Lebensthema für Kohl. Bei der Grundsteinlegung waren der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer und der ehemalige französische Ministerpräsident und Außenminister Robert Schuman anwesend.

Kardinal Karl Lehmann lobte die Wahl des Bestattungsortes. "Dass er jetzt in Speyer beerdigt wird, ist zwar etwas seltsam, aber auch ein bedeutungsvolles Zeichen seiner Herkunft", sagte der emeritierte katholische Bischof von Mainz der "Zeit". "Mir gefällt, dass neben der immer etwas großspurigen nationalen und europäischen Dimension solcher Staatsakte hier auch das Lokale eine Rolle spielt."

Kohl war am 16. Juni im Alter von 87 Jahren nach langer Krankheit in seiner Geburtsstadt Ludwigshafen gestorben.