Ein Team aus unabhängigen Experten soll die schweren Menschenrechtsverbrechen im Süden des Kongo untersuchen. Das beschloss der UN-Menschenrechtsrat einstimmig am Freitag in Genf.
23.06.2017

Das Team, das von UN-Menschenrechtskommissar Seid Ra'ad al-Hussein zusammengestellt wird, soll Tatverdächtige der kongolesischen Justiz melden. Erste Ergebnisse würden bis März 2018 erwartet. Kongos Regierung hatte sich zunächst gegen eine internationale Untersuchung der Vorfälle in den Kasai-Provinzen gewehrt. Sie soll die Sicherheit der Experten und ihren Zugang zu allen gewünschten Orten gewährleisten.

Die Sicherheitsfrage gilt als entscheidend, nachdem Ende März zwei Mitglieder einer UN-Untersuchungskommission sowie ihre kongolesischen Mitarbeiter in Zentral-Kasai ermordet worden waren. Menschenrechtler werfen der Regierung vor, die Umstände des Vorfalls zu verschleiern und die Schuldigen womöglich zu decken. Die UN vermuten, dass der Tod der Experten im Zusammenhang mit der Entdeckung von 42 Massengräbern steht, deren Aushebung vor allem der kongolesischen Armee zur Last gelegt wird.

Kommission braucht volle Unterstützung

Ob die kongolesische Regierung die geforderte Untersuchung vollends zulassen wird, gilt als ungewiss. Eine Sprecherin von Human Rights Watch in Genf forderte die kongolesischen Behörden am Freitag auf, die Untersuchungskommission mit aller nötiger Unterstützung zu versehen.

Die Gewalt in den drei Kasai-Provinzen hat den UN zufolge grauenhafte Ausmaße angenommen. UN-Hochkommissar Seid hatte am Dienstag Kongos Regierung vorgeworfen, eine Miliz bewaffnet zu haben, die gezielt Angehörige bestimmter Volksgruppen überfalle. Überlebende hätten von brutalsten Massakern berichtet, bei denen Zweijährigen die Gliedmaßen abgehackt und Schwangeren Föten aus dem Leib geschnitten worden seien. Andere Opfer seien lebendig angezündet worden. Die Zahl der Toten schätzt die katholische Kirche im Kongo auf mehr als 3.300 seit Beginn der Kämpfe im August.