Der Friedensbeauftragte Renke Brahms beim evangelischen Kirchentag in Berlin.
epd-bild/Friedrich Stark
Der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms, regt eine kritische Auseinandersetzung mit Teilen des reformatorischen "Augsburger Bekenntnisses" an. Vor allem nimmt der Theologe Anstoß an den Aussagen zum Führen von Kriegen.
23.06.2017

Brahms wies darauf hin, dass das Dokument aus dem Jahr 1530 unter anderem festhalte, dass Christen rechtmäßig Kriege führen könnten. Dazu müsse aus heutiger Sicht deutlich Stellung bezogen werden, sagte der leitende Bremer Theologe am Freitag in Bonn. Am Sonntag jährt sich die Veröffentlichung des Bekenntnisses zum 487. Mal.

"Dabei kann es nicht um ein Verstecken der ursprünglichen Formulierungen oder um kleine Anmerkungen auf Internetseiten gehen", betonte Brahms, der auch theologischer Repräsentant der Bremischen Evangelischen Kirche ist. "Es braucht vielmehr eine klare inhaltliche Kommentierung dieser Bekenntnissätze." Friedensethisch seien die Kirchen der Reformation einer Linie verpflichtet, die Krieg vermeiden müsse, Gewaltfreiheit betone und den Frieden vorbereite. Ein christlicher Pazifismus sei nie nur eine individuelle Gewissensentscheidung, sondern immer auch eine politische Option.

Grundlage für 70 Millionen Christen

Das "Augsburger Bekenntnis" ist die entscheidende Glaubensgrundlage für 70 Millionen evangelisch-lutherische Christen in aller Welt. Autor des Textes war der Reformator Philipp Melanchthon (1497-1560), ein enger Mitarbeiter Martin Luthers (1483-1546). Das Dokument wurde am 25. Juni 1530 auf dem Reichstag von Augsburg von protestantischen Fürsten an den katholischen Kaiser Karl V. überreicht. Evangelische Theologen legten darin in 28 Artikeln ihre Lehre dar und bemängelten Missstände in der damaligen Kirche.

Der 16. Artikel hält unter anderem fest, dass eine legitim eingesetzte öffentliche Regierung zur "guten Ordnung Gottes" gehört. Der Staat sei berechtigt, gerechte Kriege zu führen.

Die evangelische Kirche feiert bis Oktober dieses Jahres 500 Jahre Reformation. 1517 hatte Martin Luther seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht, die er der Überlieferung nach am 31. Oktober an die Tür der Wittenberger Schlosskirche nagelte. Der legendäre Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in die evangelische und die katholische Kirche zur Folge hatte.

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