Der landesweit tätige Verein "Föderation der türkischen Elternvereine in Niedersachsen" (FöTEV) ist als erster muslimischer Träger der Kinder- und Jugend anerkannt worden. Sozialministerin Cornelia Rundt (SPD) sieht darin einen großen Schritt nach vorne.
23.06.2017

Niedersachsen hat zum ersten Mal einen türkischen Verein als Träger der Jugendhilfe anerkannt. Sozialministerin Cornelia Rundt (SPD) sieht darin einen wichtigen Schritt zur interkulturellen Öffnung. "So gelingt Integration und eine volle gesellschaftliche Teilhabe wird ermöglicht", sagte die Ministerin im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Kritisch bewertete sie Pläne zur Gründung eines eigenen muslimischen Wohlfahrtsverbandes. Der Aufbau paralleler Strukturen sei aus migrationspolitischer Sicht problematisch.

Die Ministerin hatte Ende März der "Föderation der türkischen Elternvereine in Niedersachsen" (FöTEV) den Anerkennungsbescheid nach einem zwei Jahre dauernden Verfahren übergeben. Sie sprach von einem "hervorragenden Beispiel für die gesellschaftliche Öffnung einer migrantischen Organisation auf der einen und für die interkulturelle Öffnung eines Regelsystems auf der anderen Seite. Der Verein ist seit Oktober 2016 Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband Niedersachsen.

Keine weiteren Anerkennungsverfahren

Zwar gebe es derzeit keine weiteren Anerkennungsverfahren, erläuterte Rundt. Sie wünsche sich aber, "dass dieser Prozess in allen migrantischen Organisationen und Regelsystemen weiter vorangetrieben wird." FöTEV sei überparteilich, nicht religiös und an keine Ethnie gebunden. Folglich könne er nicht mit einem muslimischen Verein gleichgesetzt werden: "Er definiert sich auch nicht als islamischer Verein."

Rundt betonte, dass Niedersachsen mit der Anerkennung als Jugendhilfeträger Neuland beschritten habe. Pläne zur Gründung eines eigenen muslimischen Wohlfahrtsverbandes wollte die Ministerin aber nicht kommentieren. Eine solche Gründung sei grundsätzlich möglich, wenn gewünscht, "jedoch nicht notwendig, weil auch bestehende Wohlfahrtsverbände satzungsgemäß weltanschaulich neutral aufgestellt sind und die Arbeit von migrantischen Organisationen bereits unterstützen".

Aus der Anerkennung eines Elternvereins als Träger der freien Jugendhilfe ließen sich keine Schlussfolgerungen ziehen bezüglich der Neugründung von Wohlfahrtsverbänden. Zuerst müsse ein Wohlfahrtsverband die Frage beantworten, wozu er überhaupt gebraucht werde und wem er helfen wolle: "Daraus ergeben sich die weiteren Schritte."