Eine Kamera filmt eine Pressekonferenz.
epd-bild/Norbert Neetz
Für mehr als die Hälfte der Deutschen ist das Fernsehen die wichtigste Quelle für Informationen über das Weltgeschehen.
22.06.2017

Das Fernsehen bleibt für die meisten Deutschen die wichtigste Nachrichtenquelle. Mehr als drei Viertel der erwachsenen Internetnutzer in Deutschland schauen sich Nachrichten im Fernsehen an (77 Prozent), wie das Hans-Bredow-Institut am Donnerstag in Hamburg mitteilte. Für mehr als die Hälfte (52 Prozent) ist das Fernsehen generell die wichtigste Quelle für Informationen über das Weltgeschehen. Das Institut veröffentlichte die deutschen Ergebnisse des "Reuters Institute Digital News Report 2017" zur Nachrichtennutzung im internationalen Vergleich.

Demnach schaut auch mehr als die Hälfte der 18‐ bis 24‐jährigen Onliner regelmäßig Nachrichten im TV (59 Prozent). Für jeden Dritten dieser Altersgruppe ist das Fernsehen die wichtigste Ressource für News.

Interesse nach wie vor hoch

Allgemein ist das Interesse an Nachrichten nach wie vor groß: 94 Prozent der erwachsenen Internetnutzer schauen, lesen oder hören mindestens mehrmals wöchentlich Nachrichten, 87 Prozent tun dies täglich, wie aus der Studie hervorgeht. 70 Prozent der Onliner sagten, sie seien "überaus" oder "sehr" an Nachrichten interessiert.

Dabei wird Fernsehen und Zeitungen mehr vertraut als den sozialen Medien. Jeder zweite Befragte gab an, Nachrichten "eher" oder "voll und ganz" zu vertrauen. Dabei äußerten Menschen, die sich für News interessieren, mehr Vertrauen eher als diejenigen, die kein Interesse an Nachrichten haben.

Internet hat geringere Bedeutung

Auch haben diejenigen Internetnutzer, die Fernsehen (56 Prozent) oder Printmedien (60 Prozent) als wichtigste Quelle nennen, mehr Vertrauen in die Glaubwürdigkeit der Informationen als diejenigen, die das Internet (45 Prozent) oder soziale Medien (33 Prozent) als Hauptressource verwenden. Im internationalen Vergleich befindet sich Deutschland an siebter Stelle der 36 untersuchten Länder mit dem größten Vertrauen.

Nachrichtennutzung im Internet fällt der Studie zufolge vergleichsweise gering aus. 60 Prozent der Befragten nutzen regelmäßig das Internet für Online-Nachrichten; für 28 Prozent ist es die wichtigste Nachrichtenquelle. In keinem anderen untersuchten Land sind diese Anteile niedriger. Auch innerhalb des Internets entfallen die häufigsten Nennungen der wichtigsten Nachrichtenquelle auf die Inhalte traditioneller Anbieter aus dem Print‐ und TV‐Bereich (17 Prozent).

Gutes Angebot

Der Grund dürfte darin liegen, dass die Nachrichtenangebote in den traditionellen Kanälen in Deutschland vergleichsweise gut seien, resümiert das Hans-Bredow-Institut. Man müsse hierzulande nicht mit Zensur und staatlichen Eingriffen rechnen.

Facebook und andere soziale Netzwerke würden zwar von Teilen der Bevölkerung als Nachrichtenquelle genutzt, aber nur als eine unter vielen und in der Regel weder als wichtigste noch als einzige Ressource. Der Umfrage zufolge nutzen 29 Prozent der Onliner soziale Medien als Nachrichtenquelle (2016: 31 Prozent). Nur sieben Prozent erklärten, sich ausschließlich in sozialen Medien über Nachrichten zu informieren.

Das Reuters Institute for the Study of Journalism, ein internationales Forschungszentrum für vergleichende Journalismusforschung, untersucht die mediale Nachrichtennutzung jährlich seit 2012. Für die am Donnerstag in Wien vorgestellte internationale Studie wurden 71.805 Mediennutzer in 36 Ländern befragt. Das Hamburger Hans-Bredow-Institut, das den Medienwandel erforscht, ist als Kooperationspartner für die deutsche Teilstudie verantwortlich.

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