Helmut Kohl
epd-bild/Norbert Neetz
Er war 16 Jahre lang Bundeskanzler und europäischer Ehrenbürger. Auch der offizielle Trauerakt für Helmut Kohl soll nun auf europäischer Ebene stattfinden - ein Novum für einen Staatsmann des Kontinents.
21.06.2017

Das Europaparlament ehrt den verstorbenen früheren Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) am 1. Juli mit einem europäischen Trauerakt in Straßburg. Kohl, der auch europäischer Ehrenbürger war, ist der erste Politiker des Kontinents, der mit einem solchen Trauerakt gewürdigt wird. Einen nationalen Staatsakt wird es nach Angaben der Bundesregierung nicht geben. Kohl, der von 1969 bis 1976 Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz war, soll in Speyer beigesetzt werden, wie ein Bistumssprecher am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst sagte.

Ex-US-Präsident Bill Clinton und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) werden bei dem Trauerakt in Straßburg sprechen. Zu den Rednern gehören auch der französische Staatspräsident Emmanuel Macron, EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani und EU-Ratspräsident Donald Tusk, wie die EU-Kommission am Mittwoch in Brüssel bekanntgab. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums steht die Rednerliste aber noch nicht endgültig fest. Die "Süddeutsche Zeitung" (Mittwoch) hatte berichtet, auch der frühere spanische Ministerpräsident Felipe González solle bei der Zeremonie sprechen.

Requiem im Speyerer Dom

Der Sarg soll während des Trauerakts von einer europäischen Flagge bedeckt sein, so wie bei deutschen Staatsakten die nationale Fahne üblich ist, wie ein Sprecher des Bundesinnenministeriums sagte. Der Leichnam Kohls soll im Anschluss an den Trauerakt per Hubschrauber nach Deutschland geflogen werden. Der Hubschrauber landet in der Nähe von Ludwigshafen. Von dort wird der Leichnam nach Speyer übergeführt, wo dann nach einem Requiem im Dom ein staatliches Trauerzeremoniell geplant ist.

Kohl, der von 1982 bis 1998 Bundeskanzler war, war nach langer Krankheit am Freitag im Alter von 87 Jahren in seinem Geburtsort Ludwigshafen gestorben. Einen nationalen Staatsakt für ihn wird es nicht geben. Der Verzicht auf einen zusätzlichen nationalen Staatsakt sei der Wunsch der Witwe Maike Kohl-Richter, hatten Bundespräsidialamt und Bundesinnenministerium am Dienstagabend mitgeteilt.

Grab auf dem Domkapitelfriedhof

Kohls wird seine letzte Ruhestätte nach Angaben von Bistumssprecher Markus Herr auf dem Areal des Speyerer Domkapitelfriedhofs finden. Zur Grabstätte werde ein Zugang vom Adenauer-Park geschaffen, der bis Ende des 19. Jahrhunderts der Friedhof der Domstadt war. Ob das Requiem für Kohl im Speyerer Dom ebenfalls am 1. Juli stattfinde, könne er wegen des unklaren Zeitablaufs der Trauerfeierlichkeiten noch nicht sagen, sagte der Bistumssprecher dem epd.

Mit dem Speyerer Dom verband den gläubigen Katholiken Kohl eine lebenslange intensive Beziehung. Im Dom liegt derzeit ein Kondolenzbuch für den verstorbenen Altbundeskanzler aus.

Gedenken im Mainzer Landtag

Der Mainzer Landtag wollte am Mittwoch Kohls Verdienste für Rheinland-Pfalz würdigen und die Plenarsitzung mit einer "parlamentarischen Gedenkstunde" beginnen. Kohl war von 1969 bis 1976 Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz.

Wie das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtete, gibt es im Kanzleramt bereits Pläne, einen staatliche Stiftung einzurichten, die sich um das Vermächtnis Kohls kümmern soll. Zuletzt war nach dem Tod von Altbundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) eine Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung eingerichtet worden, die über ein Jahresbudget von 2,6 Millionen Euro verfügt.

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