Griff zum chirurgischen Besteck
epd-bild/Heike Lyding
Ob ein Patient bei Rückenschmerzen operativ im Krankenhaus oder konservativ behandelt wird, hängt vor allem vom Wohnort ab.
19.06.2017

Bandscheibenoperationen wurden im hessischen Landkreis Hersfeld-Rotenburg in den Jahren 2014 und 2015 fast sechsmal so häufig vorgenommen wie im sächsischen Dresden, wie aus dem am Montag vorgestellten Faktencheck Gesundheit der Bertelsmann Stiftung hervorgeht. Operationen bei Rückenversteifung wurden im Landkreis Hersfeld-Rotenburg 13 mal häufiger vorgenommen als in Frankfurt/Oder (Brandenburg). Insgesamt stieg die Zahl an Rückenoperationen bundesweit von 2007 auf 2015 von 452.000 auf 772.000 an.

Fehlende Leitlinien

Die Bertelsmann Stiftung mahnte einheitliche Behandlungsrichtlinien sowie mehr Transparenz über die Therapie-Entscheidungen an. Fehlende Leitlinien führten zu Behandlungsspielräumen, die zu regional unterschiedlichen Versorgungsgewohnheiten führen könnten. Unterschiedliche Interessen und ungeklärte Zuständigkeiten stünden zudem häufig notwendigen Verbesserungen im Weg. "Die Entscheidung für einen operativen Eingriff darf jedoch nicht aufgrund von individuellen Vorlieben der ortsansässigen Ärzte fallen", mahnte der Gesundheitsexperte der Bertelsmann Stiftung, Eckhard Volbracht.

Ein Aufenthalt im Krankenhaus ist laut der Studie häufig vermeidbar. Von 2007 auf 2015 hat sich laut Studie die Zahl der Patienten, die mit einer Diagnose Rückenschmerzen im Krankenhaus aufgenommen wurden, von 116.000 auf 200.000 erhöht. Die Mehrzahl dieser Patienten erhalte dort jedoch keine spezifische Schmerztherapie oder operativen Eingriffe, sondern überwiegend lediglich diagnostische Leistungen. Solche Maßnahmen könnten zumeist auch ambulant erfolgen.

In Schleswig-Holstein habe beispielsweise die flächendeckende Einrichtung von Notfallpraxen bewirkt, dass deutlich weniger Patienten wegen der Diagnose Rückenschmerzen als Notfall stationär aufgenommen würden, erklärte die Bertelsmann Stiftung. Für die Studie wurden die Häufigkeit von drei ausgewählten Rückenoperationen in allen 402 Kreisen und kreisfreien Städten Deutschlands untersucht.

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