Schuldnerberatung der Diakonie in Wuppertal
epd-bild/Werner Krüper
Die Schuldnerberatung in Deutschland gleicht nach Experteneinschätzung einem Flickenteppich. "Wie gut der Zugang zur Beratung ist, hängt davon ab, in welcher Kommune man lebt", sagte Roman Schlag, Sprecher der AG Schuldnerberatung der Verbände.
19.06.2017

Die Beratungsstellen sind nach Schlags Angaben personell und finanziell unterschiedlich ausgestattet. "Bundesweit werden maximal 30 Prozent der Menschen, die Hilfe suchen, beraten. Die Wartezeit kann bis zu vier Monaten betragen", sagte Roman Schlag dem Evangelischen Pressedienst (epd). In dieser Zeit könne sich die Situation für den überschuldeten Menschen zuspitzen.

Kein Rechtsanspruch auf kostenfreie Hilfe

Nur ein Teil der Kommunen biete die Beratungsleistung kostenlos für alle an. Nach einer Entscheidung des Bundessozialgerichts sind sie nicht verpflichtet, die Beratung für jeden kostenfrei anzubieten. "Erwerbstätige und Rentner haben deshalb keinen Rechtsanspruch auf kostenfreie Hilfe", erklärte der Experte. Die AG der Schuldnerberatung werde deshalb ein neue rechtliche Regelung vorlegen, damit bundesweit jeder kostenlos beraten wird.

"Wer in der Schuldenfalle sitzt, kann sich die Beratung meistens nicht leisten - auch wenn er Geld verdient", sagt Schlag, der bei der Caritas in Aachen Schuldner berät. Schnell landeten die Menschen dann bei gewerblichen Schuldnerberatern, die teilweise mit preisgünstigen Angeboten lockten. "Leider gibt es in dem Bereich aber auch schwarze Schafe. Das ist besonders dramatisch, weil dann mit dem vermeintlichen Berater schnell der nächste Gläubiger dazu kommt."

Mehr öffentliche Gelder gefordert

Um die Finanzierung der Schuldnerberatung bundesweit dauerhaft zu sichern, fordern die Schuldnerberatungsstellen mehr öffentliche Gelder. Derzeit investierten Länder und Kommunen etwa 80 Millionen Euro im Jahr. Der Bedarf liegt nach Einschätzung der Arbeitsgemeinschaft jedoch mehr als doppelt so hoch: bei etwa 190 bis 200 Millionen Euro. "Die Investition würde sich lohnen. Es gibt genug Studien, die zeigen, dass jeder Euro, der in die Schuldnerberatung gesteckt wird, bis zu zwei Euro Folgekosten für die öffentlichen Haushalte einsparen", sagte Schlag.

In der "Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände" haben sich die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege, der Bundesverband der Verbraucherzentralen und die Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung zusammengeschlossen.

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