Seniorin mit ihrer Geldbörse
epd-bild/Juergen Blume
Der Vorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, Frank Bsirske, sieht die Renten im Sinkflug und hat die Politik zu einem Kurswechsel aufgefordert.
16.06.2017

"Was auf Millionen zukommt, ist Altersarmut", sagte Frank Bsirske am Freitag in Berlin. Während die SPD und die Opposition Korrekturen angekündigt hätten, nehme die Union in Kauf, dass das Rentenniveau bis 2030 auf 43 Prozent sinken werde, kritisierte Bsirske. Das bedeute für die Hälfte der Arbeitnehmer Renten um 800 Euro und weniger im Monat.

Nach Berechnungen zur Rentenerwartung im Auftrag der Gewerkschaft verdient jeder zweite Arbeitnehmer einschließlich der Minijobber höchstens 2.500 Euro brutto im Monat. Wer bei diesem Einkommen 45 Jahre in die Rentenversicherung einzahlt, bekommt im Westen rund 1.000 Euro Rente und im Osten 1.100 Euro. Bei 40 oder 30 Beitragsjahren sinkt die Rente um rund 100 bzw. 200 Euro. Nach Abzug der Sozialabgaben blieben der Hälfte der Rentner in West und Ost damit Altersbezüge von höchstens 980 bis 600 Euro im Monat. Wer weniger als 2.500 Euro verdient, liegt darunter.

Häufig einzige Altersvorsorge

Vor diesem Hintergrund spricht sich ver.di für die Stabilisierung des Rentenniveaus auf dem gegenwärtigen Niveau von 48 Prozent aus und fordert für die Zukunft eine Anhebung auf 50 Prozent. Die Dienstleistungsgewerkschaft, deren Mitglieder mehrheitlich Frauen sind, geht damit über die Forderung der SPD hinaus, die das Rentenniveau bei 48 Prozent stabilisieren will. Ver.di zufolge verdienen zwei Drittel der Frauen weniger als 2.500 Euro brutto und können deshalb bei der gegenwärtigen Rentenpolitik nur mit Renten nah am Grundsicherungsniveau rechnen.

Anders als in höheren Einkommensschichten ist die gesetzliche Rente in den unteren Einkommensklassen zudem häufig die einzige Altersvorsorge. Knapp die Hälfte der Arbeitnehmer (46,5 Prozent), die im Niedriglohnsektor oder in Teilzeitjobs weniger als 1.500 Euro monatlich verdienen, hat den Angaben zufolge keine zusätzliche Altersvorsorge. Im Einkommensspektrum von 1.500 bis 2.500 Euro sind es knapp 40 Prozent.

Das Rentenniveau gibt das Verhältnis wieder zwischen einer Standardrente - bei einem Durchschnittseinkommen und 45 Beitragsjahren - zum Durchschnittseinkommen der Arbeitnehmer im gleichen Jahr. Ein Absinken des Rentenniveaus bedeutet nicht unbedingt, dass die realen Zahlbeträge sinken.

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