Pro-Europa-Kundgebung in Frankfurt am Main (Archiv-Bild).
epd-bild/Heike Lyding
Deutschlands Kulturpolitik im Ausland setzt angesichts von populistischen Strömungen und aufkeimendem Nationalismus auf Austauschprogramme. Jenseits von Regierungen könnten so die Bindungen vertieft werden, hofft das Goethe-Institut.
14.06.2017

Das Goethe-Institut mit seinen Standorten in fast 100 Staaten setzt in Zeiten des wachsenden Nationalismus verstärkt auf Kooperationen und Austauschprogramme. Mit Blick auf die politischen Veränderungen in den USA warnte der Präsident des Goethe-Instituts, Klaus-Dieter Lehmann, vor einem Anwachsen der Vorurteile. "Das transatlantische Verhältnis steht vor einem Umbruch", erklärte Lehmann am Mittwoch in Berlin. Dabei gehe es "um nicht weniger als eine zutiefst unterschiedliche Sicht auf die Welt". Das Goethe-Institut setze in dieser Situation vor allem auf deutsch-amerikanische Austauschprogramme für Jugendliche und Lehrer.

Bürgerbewusstsein gegen Europa-Skepsis

Auf europäischer Ebene will das Goethe-Institut einer zunehmenden Europa-Skepsis entgegenarbeiten. Es gehe darum, ein europäisches Bürgerbewusstsein zu stärken, sagte Generalsekretär Johannes Ebert. Dem Wunsch nach Vereinfachung könne nur die Vielfalt der europäischen Diskurse entgegengesetzt werden.

Dazu gibt es Kooperationen mit anderen europäischen Kulturinstituten und Stiftungen, die gemeinsame Nutzung von Gebäuden im Ausland, etwa mit dem Institut Francais in Glasgow oder mit dem British Council in Kiew sowie staatenübergreifende Kulturprogramme wie etwa das deutsch-französische Literaturprojekt "Die verlorene Avantgarde". In dessen Rahmen setzen sich Schriftsteller und Intellektuelle mit dem Leben von Künstlern auseinander, die im Ersten Weltkrieg getötet wurden. Die Texte werden im Vorfeld der Frankfurter Buchmesse veröffentlicht, wie es hieß.

Wenig Kooperation in der Türkei

Allerdings gebe es auch Probleme in Staaten, in denen für Nichtregierungsorganisationen die Bedingungen der Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern verschärft wurden. So seien etwa in der Türkei aktuell potenzielle nichtstaatliche Partner bei der Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut "zurückhaltend", sagte Ebert.

Mit Blick auf die USA unter Präsident Donald Trump betonte Lehmann, in solchen Zeiten werde die Arbeit der sechs Goethe-Institute immer wichtiger. Es gehe darum, neue Zielgruppen gerade in den ländlichen Regionen zu gewinnen. Deutschland und die USA verbinde weiterhin viel. Dabei baut Lehmann auch auf ein vom Auswärtigen Amt für 2018/2019 geplantes Deutschlandjahr in den USA. "Deutschland als Teil von Europa darzustellen, wird ein wichtiger Aspekt sein. Aber auch um Fragen sozialer Verantwortung wird es gehen", fügte Lehmann hinzu.

Reger Schüleraustausch mit den USA

Das 1972 vom Goethe-Institut ins Leben gerufene "German American Partnership Program" (GAPP) ist nach eigenen Angaben das erfolgreichste bilaterale Schüleraustauschprogramm der USA mit einem einzelnen Land. Mehr als 350.000 Schülerinnen und Schüler aus 48 Bundesstaaten der USA und allen 16 deutschen Bundesländern hätten bisher daran teilgenommen, hieß es. GAPP und das "Transatlantic Outreach Program", das sich an Lehrpersonal richtet, seien besonders wirksame Initiativen für den transatlantischen Dialog, die man in den kommenden Jahren ausbauen wolle.

Das Goethe-Institut ist das weltweit tätige Kulturinstitut der Bundesrepublik Deutschland. Mit 159 Instituten in 98 Ländern fördert es die Kenntnis der deutschen Sprache im Ausland, pflegt die internationale kulturelle Zusammenarbeit und soll ein aktuelles Deutschlandbild vermitteln.

Zu der zu Jahresbeginn von der Deutschen Rentenversicherung gerügten Beschäftigung von Honorarlehrkräften für den Deutsch-Unterricht an 13 inländischen Standorten hieß es, es sei für die Zukunft eine einvernehmliche Lösung gefunden worden. Die besonders beliebten Sommerkurse in Deutschland könnten fast alle stattfinden. 76 Mitarbeiter seien befristet eingestellt worden. Angesichts der saisonalen Schwankungen würden im gesamten Jahr zwischen 200 und 400 Lehrkräfte benötigt. Das bedeute, dass das Goethe-Institut auch in Zukunft auf freie Mitarbeiter angewiesen sein werde, sagte Ebert.

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