Aiman Mazyek, Vorsitzender (links) und Nurhan Soykan, Generalsekretärin des Zentralrats der Muslime
epd-bild/Christian Ditsch
Müssen sich Muslime stärker vom islamistischen Terrorismus abgrenzen? Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, betont, die Gläubigen äußerten sich bereits eindeutig.
12.06.2017

In der Diskussion über eine Distanzierung der Muslime von Terrorismus hat der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, die Bemühungen seiner Glaubensgemeinschaft hervorgehoben. Es sei "ein Ammenmärchen, wenn jemand behauptet, wir Muslime würden nicht Gesicht zeigen", schrieb Mazyek in einem Gastbeitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Montag). "Fakt ist: In diesen hektischen Zeiten leisten Muslime einen entscheidenden Beitrag zur Mäßigung und zum Erhalt des gesamtgesellschaftlichen Friedens." Der Zentralrat habe in den vergangenen Jahren beispielsweise Demonstrationen in mehr als 50 deutschen Städten organisiert.

Krieg ächten

Wolle man den "Terrorismus der Moderne" wirkungsvoll bekämpfen, "dann müssen wir endlich anfangen, eine der Hauptursachen des Terrorismus, nämlich den Krieg und die Kriegstreiberei, in jeder Form zu ächten", schrieb Mazyek. "Und wir Muslime müssen vor allem muslimischen Extremismus und die dahinterstehende schändliche Ideologie demaskieren und als das entlarven, was sie sind: areligiöser Nihilismus. Doch dies wird uns nicht gelingen, wenn wir 'den Islam' als Religion unter Generalverdacht stellen oder muslimischen Vertretern unterstellen, sie würden insgeheim gemeinsame Sache mit Kriminellen und Terroristen machen." Ein Schulterschluss aller nicht kriegstreibender Kräfte sei das Gebot der Stunde.

In der vergangenen Woche hatten Vertreter von Union und Grünen ein deutliches Zeichen der Imame und Islamverbände in Deutschland gegen islamistischen Terrorismus gefordert. Auch die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor rief Muslime dazu auf, sich stärker vom islamistischen Terrorismus abzugrenzen. Die Anschläge von Manchester und London mitten im Fastenmonat Ramadan hätten das Fass zum Überlaufen gebracht, sagte Kaddor dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Montag). "Wir wollen diesen Verbrechern zurufen: Es reicht uns."

Friedensmarsch in Köln

Kaddor hat Muslime für den 17. Juni unter dem Motto "Nicht mit uns" zu einem Friedensmarsch in Köln aufgerufen. Sie hat die Demonstration gemeinsam mit dem Friedensaktivisten Tarek Mohamad initiiert, der im vergangenen Jahr durch einen Facebook-Post bekanntgeworden war, in dem er Muslime zum Frieden aufrief. "Wir Muslime müssen uns von den Tätern stärker abgrenzen und ihre gesellschaftliche Ächtung herbeiführen", sagte die Islamwissenschaftlerin. Es gehe um ein Bekenntnis zur "offenen und pluralistischen Gesellschaft".

Der Generalsekretär des türkischen Islamverbands Ditib, Bekir Alboga, äußerte Unterstützung für die geplante Demonstration. "Wir haben schon bisher jeden Anschlag aufs Schärfste verurteilt. Wenn diese Initiative dazu beiträgt, dass dies künftig auch in der breiten Öffentlichkeit besser wahrgenommen wird, wäre ich sehr glücklich", sagte Alboga der Zeitung. Ob die Ditib den Aufruf auch offiziell unterschreibe, werde kommende Woche im Vorstand beraten.

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