Katrin Göring-Eckardt
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"Die Geistlichen müssen entschieden auftreten und klar machen, dass solche Taten nichts mit ihrer Religion zu tun haben. Da können sie sich nicht rausziehen", sagte die Fraktionschefin der Grünen im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, der Zeitung "Die Welt".
09.06.2017

Derweil riefen Muslime für den 17. Juni zu einem Friedensmarsch gegen islamistischen Terrorismus in Köln auf. Initiatoren der Demonstration sind die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor und der muslimische Friedensaktivist Tarek Mohama.

Neben Göring-Eckardt hält auch die Integrationsbeauftragte der CDU-Bundestagsfraktion, Cemile Giousouf, ein deutliches Zeichen der muslimischen Geistlichen für notwendig. "Ich würde mir wünschen, dass Imame Arm in Arm in Europa auf die Straße gehen und so deutlich machen, dass sie den Terroristen weder ihre Religion noch ihre Kinder überlassen", sagte Giousouf der in Koblenz erscheinenden "Rhein-Zeitung".

Nicht einteilen und spalten

Hingegen wies die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), die Forderung nach mehr sichtbarem Protest zurück: "Jetzt Demonstrationen nur von Deutschlands Muslimen zu fordern, ist vielleicht gut gemeint, aber der falsche Weg. Wir müssen gemeinsam gegen Terror und für Zusammenhalt einstehen und dürfen doch gerade nicht anhand von Religionszugehörigkeiten einteilen und spalten", sagte die Staatsministerin der "Rhein-Zeitung". Deutschlands Muslime hätten außerdem "immer wieder eindeutige Zeichen gegen Terror und Gewalt im Namen ihrer Religion gesetzt".

Der Konzertveranstalter Marek Lieberberg hatte nach der Unterbrechung des Festivals "Rock am Ring" wegen einer Terrorwarnung vor dem Pfingstwochenende gefordert, dass Muslime gegen den Terror demonstrieren.

Von Taten nicht vereinnahmen lassen

Die muslimischen Organisatoren der geplanten Demonstration in Köln betonten, dass der Widerstand gegen die Terroristen vor allem die Muslime in die Pflicht nehme. "Es ist unser Glaube, der hier missbraucht wird, der hier beschmutzt, beleidigt und bis zur Unkenntlichkeit entstellt wird." Es gebe keine inhaltliche, geistige oder emotionale Nähe der Muslime zu Terroristen des "Islamischen Staates" oder zu Kämpfern von Al-Kaida, hieß es. Dennoch sei der Protest nötig, um zu zeigen, dass man sich von den Gewalttätern und ihren Taten nicht vereinnahmen lassen wolle.

Die Grünen-Spitzenkandidatin Göring-Eckardt betonte, die übergroße Mehrheit der Muslime bete zu "einem Gott des Friedens". Die Oppositionspolitikerin forderte zugleich, die ganze Gesellschaft müsse sich stärker darum kümmern, eine Radikalisierung muslimischer Jugendlicher zu verhindern. "Das ist keine Frage, die Muslime allein unter sich zu klären hätten", unterstrich Göring-Eckardt.

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