Thomas de Maizière beim Kirchentag.
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Bundesinnenminister de Maizière diskutierte auf dem Kirchentag mit dem Investigativjournalisten Hans Leyendecker und dem Filmregisseur Benjamin Heisenberg über die Beziehung von Medien und Politik.
25.05.2017

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hat Journalisten aufgefordert, die Namen von Tätern bei Amokläufen oder Terroranschlägen nicht zu nennen. "Das würde bei der Terrorismusprävention helfen", sagte de Maizière am Donnerstag auf dem evangelischen Kirchentag in Berlin. Amokläufer seien häufig "Loser-Typen", denen in ihrem Leben vermittelt worden sei, dass sie nichts wert seien. Die Namensnennung verschaffe ihnen dagegen Berühmtheit.

Er würde sich deshalb wünschen, dass Journalisten darauf verzichten, sagte der Minister. Er schob jedoch hinterher: "Ich fürchte, der Wunsch ist naiv." De Maizière diskutierte auf dem Kirchentag mit dem Investigativjournalisten Hans Leyendecker und dem Filmregisseur Benjamin Heisenberg über die Beziehung von Medien und Politik.

Diskussion um Merkel-Selfie

Thema war dabei unter anderem die mediale Inszenierung von Politikern. Leyendecker kam dabei auch auf ein häufig gezeigtes Selfie von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit dem syrischen Flüchtling Anas Modamani zu sprechen. "Hat es der Kanzlerin wirklich geholfen, dieses Selfie zu machen?" fragte der langjährige Redakteur der "Süddeutschen Zeitung". In der CDU habe das Bild aus dem Sommer 2015 für Wutausbrüche gesorgt, in Sicherheitskreisen für Besorgnis.

De Maizière sagte dagegen, bei dem Bild mit Modamani habe sich eine "Überhöhungsspirale" gezeigt, durch die das Bild zu einem überzeichneten Symbol geworden sei. Das Selfie war gerade in sozialen Netzwerken immer wieder für beleidigende und fremdenfeindliche Darstellungen benutzt worden. Modamani war deshalb gerichtlich gegen den Facebook vorgegangen. Das Landgericht Würzburg hatte den Antrag auf einstweilige Verfügung gegen das soziale Netzwerk jedoch Anfang März abgelehnt.

Der am Mittwoch eröffnete 36. Deutschen Evangelische Kirchentag wird noch bis Sonntag in Berlin und Wittenberg gefeiert. Das Protestantentreffen steht dieses Jahr im Zeichen des 500. Reformationsjubiläums.