Die schwedische Staatsanwaltschaft stellt die Ermittlungen gegen Wikileaks-Gründer Julian Assange ein. Die Anklagebehörde teilte in Stockholm mit, Direktorin Marianne Ny werde die Ermittlungen wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung beenden.
19.05.2017

Assange lebt seit 2012 in der ecuadorianischen Botschaft in London, um sich der Auslieferung nach Schweden zu entziehen. Er bestreitet die gegen ihn erhobenen Vorwürfe.

Die schwedischen Behörden wollten den 45-Jährigen im Zuge der Ermittlungen von Großbritannien nach Schweden ausliefern lassen. Marianne Ny sagte, man werde den Haftbefehl nun zurückziehen, da es unmöglich sei, ihn über die Vorwürfe formell zu informieren. Eine persönliche Zustellung während einer Befragung in London habe Assange abgelehnt.

"Niemals vergeben oder vergessen"

Assange befürchtete eine Auslieferung in die USA, hätte er sich den Behörden in Schweden gestellt. In den USA könnte ihm wegen seiner Aktivitäten rund um Wikileaks eine Gefängnisstrafe drohen. Assange meldete sich auf Twitter zu Wort: "Seit sieben Jahren ohne Anklage inhaftiert... während meine Kinder groß geworden sind und mein Name verleumdet wurde. Ich werde das niemals vergeben oder vergessen."

Eine der beiden Frauen, die Vorwürfe gegen Assange erhoben hatte, zeigte sich laut BBC schockiert von der Entscheidung der schwedischen Behörden. Diese betonten jedoch, sollte Assange nach Schweden kommen, würden die Ermittlungen wieder aufgenommen.

Auch die britische Polizei erhält den Haftbefehl gegen Assange aufrecht. Kurz nach Bekanntgabe der Entscheidung in Schweden teilte die britische Polizei mit, ihm werde vonseiten der britischen Behörden vorgeworfen, gegen Gerichtsauflagen verstoßen zu haben, als er sich in die ecuadorianische Botschaft flüchtete. Dies kann im Königreich mit bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe oder einer Geldstrafe geahndet werden.

Verschwinden verhindern

Wikileaks hatte mehrfach geheime Dokumente, vor allem aus den USA, veröffentlicht. Die ecuadorianische Botschaft in London wurde seit Jahren rund um die Uhr von der britischen Polizei überwacht, um ein Verschwinden Assanges zu verhindern. Dem britischen Staat sind dafür Kosten in zweistelliger Millionenhöhe entstanden. Die britischen Behörden machten keine Angaben dazu, ob ein Auslieferungsantrag der US-Behörden vorliegt und ob die Rund-um-die-Uhr-Überwachung der Botschaft fortgesetzt werde.