Gerhard Richter in seiner Ausstellung in Dresden
epd-bild/Matthias Rietschel
Es ist ein Fest der Farben: Gerhard Richter stellt in Dresden neue abstrakte Werke vor. Der Großteil der Ölbilder war schon in Köln zu sehen. Doch eine Überraschung für seine sächsische Heimatstadt hat der 85-Jährige trotzdem.
19.05.2017

Türkis, Rot und Grün läuft über die Bilder, blitzt wie aus einem Farbennetz hervor. Malerstar Gerhard Richter ist nach mehreren Jahren zur Ölmalerei zurückgekehrt und präsentiert nun von Samstag an seine jüngsten Bilder im Dresdner Albertinum. Die 31 abstrakten, farbenprächtigen Werke stammen aus den Jahren 2015 bis 2017. Sieben davon seien noch "ganz frisch" und erst vor zwei Monaten fertig geworden, die Farbe sei noch nicht mal durchgetrocknet, sagte die Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Marion Ackermann, am Freitag in Dresden. Sie werden erstmals öffentlich gezeigt.

Mit den zum Teil großformatigen Werken der Ausstellung "Gerhard Richter. Neue Werke" verbinde sich "Frische und Heiterkeit", sagte Ackermann. Der 85-jährige Richter, der zum Teil in Dresden aufwuchs, habe das erste Mal seit fünf Jahren wieder in Öl gemalt. Die Farben seien großzügig aufgetragen worden und dann vermischt worden.

Ungern in der Öffentlichkeit

Die Bilder präsentierten Durchblicke, "Flächen, die sich wie Fenster öffnen", sagte Ackermann. Es gebe auch zwei Übermalungen früherer Werke. Die neuen Bilder prägen leuchtende Farben wie Grasgrün, Türkis, Rot, Lila und Gelb.

Der Grund für die Vielfarbigkeit sei pure "Lust", sagte Richter, es habe sich so ergeben. In der Heimatstadt auszustellen "mache viel aus", fügte der eher wortkarge Maler hinzu, der nur ungern in der Öffentlichkeit steht. Die Übermalungen kommentierte er: Die Werke darunter "waren nur stimmungsvoll", es habe aber "nicht gereicht".

Richter gehört zu den gefragtesten Künstlern der Gegenwart. Rund 3.500 Werke hat er in mehr als fünf Jahrzehnten geschaffen. Ein Großteil seiner "Neuen Werke" war bereits zu Jahresbeginn in einer Ausstellung im Museum Ludwig in Köln zu sehen. Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zeigen die neuen Bilder bis Ende August in zwei großen Räumen des Albertinums. Alle Werke der Ausstellung sind im Privatbesitz des Künstlers. Gerhard Richter wurde 1932 in Dresden geboren. Er feierte am 9. Februar seinen 85. Geburtstag. Er lebt und arbeitet in Köln.

Sachsens Kunstministerin Eva-Maria Stange (SPD) betonte zur neuen Ausstellung: Richters Gemälde lösten "oft ganz unerwartete Assoziationen und Gedankengänge aus". Der Künstler biete auf eine "besondere und auch geheimnisvolle Art Wege zur Reflektion von Geschichte und Gegenwart".

Zentrum der Forschung

Wie Direktorin Ackermann am Freitag bekanntgab, bleibt das seit 2006 aufgebaute Gerhard Richter Archiv dauerhaft in Dresden. Der Maler und die Kunstsammlungen Dresden hätten das jetzt auch vertraglich besiegelt. Damit werde die enge Zusammenarbeit mit dem Atelier von Richter mit Köln weiter verstärkt. Er sei "sehr froh, dass so ein Archiv existiert", sagte Richter.

Das Gerhard Richter Archiv versteht sich als ein Zentrum der Forschung und Kommunikation über das Werk des Künstlers und sammelt und dokumentiert Bücher, Artikel, Fotografien, Videos und andere Medien. Einen wesentlichen Bestand bilden unpublizierte Schriftstücke und Dokumente, Korrespondenzen und Fotografien. Leiter des Archivs ist der ehemalige Sekretär im Atelier von Richter, Dietmar Elger. Er ist auch Autor der 2002 erschienenen Biografie des Malers.

Derzeit umfasst das Dresdner Archiv rund 300 Publikationen und etwa 4.500 Bücher und Kataloge. Außerdem werden mehr als 1.000 Zeitschriften und rund 21.000 Zeitungsartikel aufbewahrt sowie 14.000 Fotos, 950 Plakate und Karten, aber auch 1.650 Briefe und Manuskripte. Wichtiges Projekt ist die Herausgabe eines neuen, siebenbändigen Werkverzeichnisses des Künstlers.