Zeremonie im Museum
epd-bild/Alasdair Jardine
Vor 100 Jahren sahen Wissenschaftler aus Europa in den Ureinwohnern ferner Länder in erster Linie Untersuchungsobjekte. Der koloniale Hochmut brachte menschliche Überreste aus Übersee auch in deutsche Museen - Unrecht, das bis heute nachwirkt.
18.05.2017

Das Bremer Übersee-Museum hat am Donnerstag mit einer besonderen Zeremonie menschliche Gebeine der Maori und der Moriori aus der Sammlung des Hauses an Neuseeland zurückgegeben. Dazu waren Vertreter der Ureinwohner und der neuseeländische Botschafter in Deutschland, Peter Rodney Harris, in das Museum gekommen. Die menschlichen Überreste gelangten vor mehr als 100 Jahren nach Bremen. Dabei handelt es sich um Skelett-Teile und Schädel.

Einige Gebeine hatte der Gründungsdirektor des Museums, Hugo Schauinsland (1857-1937), auf Bestattungsplätzen ausgegraben. Andere wurden von einem Händler erworben. Insgesamt seien menschliche Überreste von bis zu 44 Maori und Moriori ins Übersee-Museum gekommen, sagte Museumsdirektorin Wiebke Ahrndt. Mit seinen Ausgrabungen habe Schauinsland die Grenze des ethisch Zulässigen überschritten. "Er hätte fragen sollen, ob er die Gebeine mitnehmen darf - und er wusste, dass er ein Nein bekommen hätte."

Neuseelands Ureinwohner bewahrten die mumifizierten Schädel ihrer Vorfahren zur Erinnerung auf. Koloniale Seefahrer verschleppten viele davon.

Gebeine werden als Ahnen verehrt

Maori und Moriori glauben, dass die Gebeine nach dem Tod beseelt bleiben. Sie sehen in den Knochen nicht nur eine sterbliche Hülle, sondern verehren sie respektvoll als Ahnen. Deshalb darf ihnen beispielsweise auch nicht der Rücken zugewandt werden. Bewusst wird nicht von "sterblichen Überresten" gesprochen. Museumsdirektorin Ahrndt sprach sie in der Zeremonie direkt an: "Wir möchten uns für das geschehene Unrecht entschuldigen und auch dafür, dass Sie so lange fern der Heimat sein mussten." Ihren Angaben nach war es die erste Zeremonie dieser Art in Deutschland, die Medienvertreter verfolgen durften.

Bremens Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) sagte, aus gegenwärtiger Sicht widerspreche der Erwerb solcher Sammlungen der Menschenwürde. Die Gebeine kommen nun in fünf Gefäßen zunächst in das Te Papa Museum in die neuseeländische Hauptstadt Wellington. Das Museum hat von der neuseeländischen Regierung den Auftrag bekommen, Rückführungen dieser Art weltweit zu organisieren. Bereits 2013 hatte das Museum in Bremen routinemäßig angefragt, ob das Übersee-Museum im Besitz von Gebeinen ist.

Von Wellington aus sollen die Gebeine nach eingehenden Untersuchungen an die Clans übergeben werden, zu denen die Ahnen gehören. Der Bremer Senat hatte im Mai vergangenen Jahres beschlossen, dass die Gebeine zurückgegeben werden sollen. Bereits 2006 hatte das Übersee-Museum zwei Maori-Köpfe, sogenannte "Toi Moko", an das Te Papa zurückgegeben.