Häftling in der Justizvollzugsanstalt Köln
epd-bild / Guido Schiefer
Jeder zweite Inhaftierte in deutschen Justizvollzugsanstalten ist nach Angaben der Evangelischen Konferenz für Gefängnisseelsorge drogenabhängig.
12.05.2017

Bei Frauen, die fünf Prozent aller Inhaftierten ausmachen, liege der Anteil sogar bei 60 Prozent, sagte Ulli Schönrock, Vorsitzender der Konferenz, am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Konferenz verabschiedete zum Abschluss ihrer Jahrestagung eine Stellungnahme zum Umgang mit Drogenabhängigen im Knast, in der sie vor allem Entziehungsmaßnahmen anmahnt.

Kein Problem an Drogen zu kommen

Momentan sei die medizinische Versorgung und damit auch die Drogentherapie Sache der jeweiligen Justizvollzugsanstalt, erläuterte Schönrock. Eine Therapie werde wegen der hohen Kosten jedoch so gut wie nie angeboten. Dabei sei die Abhängigkeit von Rauschmitteln das zahlenmäßig größte Problem in den Strafanstalten. "Das müsste generell geregelt und nicht in die Verantwortung der einzelnen Anstalten gelegt werden", sagte Schönrock.

Für die Gefangenen sei es kein Problem, trotz rigider Kontrollen an Drogen zu gelangen, fügte Schönrock hinzu. "Man müsste ein Gefängnis schon hermetisch von der Außenwelt abriegeln, um es drogenfrei zu bekommen", ergänzte der stellvertretende Vorsitzende der Konferenz, Adrian Tillmanns. Das aber könne niemand wollen.

In der Stellungnahme fordert die Konferenz außerdem, die nicht drogenabhängigen Gefangenen in eigenen Abteilungen unterzubringen. "Unter der rigiden Kontrolle haben alle zu leiden, auch die, die es eigentlich nicht betrifft", sagte Tillmanns. Um Drogen ins Gefängnis zu schmuggeln, gebe es wegen der Kontrollen immer ausgefeiltere Methoden. Während es früher möglich gewesen sei, ein Päckchen Haschisch als Schokoladentafel getarnt einzuschleusen, würden heute immer raffiniertere Methoden wie etwa das Aufdampfen der Stoffe auf spezielles Papier angewendet.