Denis Mukwege
epd-bild/Norbert Neetz
Der kongolesische Menschenrechtsaktivist und Gynäkologe Denis Mukwege fordert die Kirchen auf, sich mehr für die Rechte von Frauen einzusetzen.
11.05.2017

Dass etwa die Vergewaltigung von Frauen selbst im 21. Jahrhundert noch systematisch als Kriegswaffe eingesetzt werde, sei eine Barbarei, sagte Mukwege am Donnerstag bei der Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LBW) in Windhuk (Namibia). Überall auf der Welt Frauen würden diskriminiert, auch in reichen Industrienationen.

Es sei die Aufgabe der Erben Martin Luthers, solche "machistischen Dämonen auszutreiben", appellierte Mukwege an die rund 400 Delegierten. Er bezeichnete es als "Verschwendung für unsere Welt", das Potenzial von Frauen nicht zu nutzen und ihnen nur die "Fortpflanzungsrolle im Dienste der Männer" zuzuschreiben. In dieser Degradierung liege auch die Wurzel der sexuellen Gewalt gegenüber Frauen, betonte er.

Viele Kirchen zu angepasst

Auch die Kirchen selbst müssten ihren Umgang mit Frauen überdenken, etwa beim Thema Frauenordination. Von den Kirchen forderte Mukwege, ihre Rolle zu finden in einer komplexen Welt, in der es wieder vermehrt zu Anfeindungen komme. Viele Kirchen seien stumm geworden, zu gleichgültig oder zu angepasst und gäben sich mit ihrem kleinen Mikrokosmos zufrieden. "Das ist aber nicht genug, solange es noch Leid um uns herum gibt", mahnte Mukwege.

Die Kirche müsse für Gerechtigkeit stehen und den Schwachen eine Stimme geben. Der 62-jährige Arzt hat in dem von blutigen Konflikten heimgesuchten Kongo Tausende vergewaltigte Frauen operiert und für sein Engagement schon zahlreiche Auszeichnungen erhalten, etwa den Menschenrechtspreis der Vereinten Nationen. Bei der LWB-Vollversammlung, die noch bis 16. Mai im namibischen Windhuk tagt, hielt er den Hauptvortrag. Der LBW repräsentiert nach eigenen Angaben rund 74 Millionen Christen in 98 Ländern und 145 Kirchen.