Die Stadt Butembo in der Kriegsregion in Ostkongo
epd-bild/Bettina Rühl
Durch zunehmende Gewalt verschlechtert sich die Lage der Menschen im Kongo nach Einschätzung der UN massiv.
08.05.2017

Von Januar 2016 bis März dieses Jahres hat sich nach UN-Angaben die Zahl der Flüchtlinge innerhalb des zentralafrikanischen Landes von 1,6 auf 3,7 Millionen mehr als verdoppelt, erklärte der Chef des UN-Koordinationsbüros für humanitäre Hilfe (OCHA) im Kongo, Rein Paulsen, am Montag in Genf. Besonders erschreckend sei, dass immer mehr Regionen des Landes von der Krise erfasst würden.

100.000 Menschen vertrieben

So seien in der Kasai-Region im Süden des Landes alleine vergangene Woche 100.000 Menschen aus ihren Dörfern vertrieben worden, oftmals wegen ihrer ethnischen Zugehörigkeit. Dort begann der Konflikt im August 2016 als Nachfolgestreit für einen traditionellen Anführer. Seit Jahrzehnten hingegen ist der Osten des Kongo Schauplatz blutiger Konflikte, wo sich mehrere Milizen und Rebellengruppen bekämpfen, um die Kontrolle über die reichen Bodenschätze zu gewinnen.

Paulsen nannte die Lage in der Kasai-Region dramatisch. Aus dem Nachfolgestreit seien ethnische Kämpfe geworden, an denen zahlreiche Milizen und Splittergruppen der zerfallenen Rebellenbewegung Kamuina Nsapu beteiligt seien. Insgesamt 1,7 Millionen Menschen seien dort auf der Flucht. 3,8 Millionen Kongolesen seien umgehend auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen, darunter 1,9 Millionen Kinder, denen ohne Hilfe der Hungertod drohe. Die UN haben einen Hilfsaufruf über 64,5 Millionen US-Dollar Soforthilfe gestartet.

UN-Mitarbeiter ermordet

Ende März waren in einer der drei Kasai-Provinzen zwei Mitglieder einer UN-Untersuchungskommission sowie ihre kongolesischen Mitarbeiter ermordet worden. Die genauen Hintergründe sind nach wie vor unklar. Menschenrechtler fordern eine unabhängige Aufklärung der Morde sowie zahlreicher Menschenrechtsverstöße, die Rebellen wie auch der Armee vorgeworfen werden.

Nach Schätzungen der UN sind bei Kämpfen in den Kasai-Provinzen bislang mehr als 400 Menschen getötet worden. Nach eigenen Angaben wissen die UN von mehr als 40 Massengräbern. Der Konflikt in der zuvor als friedlich geltenden Region im Süden des Kongobeckens hatte begonnen, als der Anführer von Kamina Nsapu, der traditionelle Anführer Jean-Pierre Pandi, im Juni 2016 Autonomie für die Kasai-Region gefordert hatte. Bei Gefechten mit der Polizei wurde Pandi im August erschossen. Seitdem sind die Gefechte eskaliert.