Papst Franziskus hat zum Auftakt seines Ägyptenbesuches zur Achtung Andersgläubiger aufgerufen. Angesichts der jüngsten Terroranschläge auf koptische Kirchen betonte er am Freitag in Kairo, Gewalt widerspreche authentischer Religiosität.
28.04.2017

"Als religiöse Verantwortungsträger sind wir aufgerufen, die Gewalt zu entlarven, die sich hinter einem vermeintlichen sakralen Charakter verbirgt", sagte er bei einer internationalen Friedenskonferenz an der Al-Azhar-Universität in Kairo. Der Papst hält sich bis Samstag in Ägypten auf.

Franziskus beklagte eine gefährliche Vermischung religiöser und politischer Inhalte. Dies berge die "Gefahr, dass die Religion von der Sorge um weltliche Angelegenheiten aufgesaugt und von den Schmeicheleien weltlicher Mächte in Versuchung geführt wird, die sie in Wirklichkeit instrumentalisieren".

"Erziehung zur respektvollen Offenheit"

Gläubige müssten im Dialog mit anderen Religionsgemeinschaften ihre Identität wahren und zugleich Unterschiede akzeptieren, fügte der Papst in seiner ersten Ansprache bei der mit Spannung erwarteten Ägyptenreise hinzu. Andersgläubige und Andersdenkende dürften nicht als Feind angesehen werden. Eine "von Hass verpestete Luft" müsse in den "Sauerstoff der Brüderlichkeit" umgewandelt werden.

Dialog zwischen Religionen und die Begegnung zwischen Kulturen seien zum Aufbau einer friedlichen Zukunft nötig. Dabei nannte Franziskus den Dialog zwischen dem päpstlichen Rat für interreligiösen Dialog und der Al-Azhar-Universität ein ermutigendes Beispiel. Die Kairoer Universität hatte diesen Austausch 2011 für mehrere Jahre unterbrochen, nachdem der damalige Papst Benedikt XVI. der ägyptischen Regierung mangelnden Schutz der koptischen Christen vor Attentaten vorgeworfen hatte.

Bei der vom Groß-Imam der Al-Azhar, Ahmed al-Tayyeb, veranstalteten Konferenz mahnte Franziskus zu verstärkten Bemühungen um Bildung. Das Kirchenoberhaupt forderte eine "Erziehung zur respektvollen Offenheit und zum aufrichtigen Dialog mit dem anderen in Anerkennung seiner Rechte und grundlegenden Freiheiten, vor allem der Religionsfreiheit". Nur so könne gemeinsam eine friedliche Zukunft aufgebaut werden, sagte er unter Anspielung auf das Zusammenleben der sunnitischen Mehrheit mit der koptischen Minderheit in Ägypten.

Schweigeminute für Terroropfer

Der Groß-Imam von Al-Azhar forderte Papst Franziskus und alle übrigen Konferenzteilnehmer zunächst zu einer Schweigeminute für die Opfer von Terrorattentaten auf, unabhängig davon, welcher Religion sie angehörten. Al-Tayyeb beklagte das ungeheure Ausmaß der Konflikte in der Region, die unzählige Menschen in die Flucht trieben. Für viele ende die Flucht mit dem Tod in der Wüste oder im Meer.

Bei seiner 27-stündigen Visite wollte Franziskus in Kairo überdies Präsident Abdel Fattah al-Sisi, und den koptischen Papst Tawadros II. treffen. Am Samstag wird der Papst mit Mitgliedern der nur wenige Zehntausende Mitglieder zählenden katholischen Kirche des Landes auf einem Luftwaffenstützpunkt einen Gottesdienst feiern.

epd bg fu