Päpstliche Bannbulle gegen Luther
epd-bild/Matthias Schumann
Eines der bedeutendsten Dokumente zum Reformationsgeschehen, die fast 500 Jahre alte päpstliche Bannandrohungsurkunde gegen Martin Luther, ist vom 4. Mai an in einer Ausstellung auf der Wartburg in Eisenach zu sehen.
28.04.2017

Das auf Pergament handgeschriebene Original stammt vom 15. Juni 1520. Mit der Bulle forderte Papst Leo X. den Reformator Luther (1483-1546) unter Androhung des Kirchenbanns zum Widerruf seiner Lehren auf, weil diese ketzerisch seien. Das Originaldokument wird in der Nationalen Sonderausstellung "Luther und die Deutschen" ausgestellt.

Luther ließ Frist verstreichen

Von dem päpstlichen Dokument existieren weltweit noch zwei weitere Exemplare, in Stuttgart und Wien. Der sächsische Herzog Georg von Sachsen (1471–1539), der ein entschiedener Gegner von Luther war, hatte eines der Originale erhalten. Das von einem Schreiber in der päpstlichen Kanzlei in Rom gefertigte und besiegelte Dokument enthält 41 theologische Aussagen Luthers.

Der Reformator sollte seine Lehren spätestens 60 Tage nach Veröffentlichung der Bulle widerrufen. Er ließ die Frist verstreichen und verbrannte in einem symbolischen Akt am 10. Dezember 1520 in Wittenberg einen Abdruck der Bulle. Damit vollzog er demonstrativ den Bruch mit der römischen Kirche. 1521 verhängte der Papst den Bannfluch über Luther.

Die Nationale Sonderausstellung in Eisenach zeigt bis Anfang November etwa 300 Objekte, die den Einfluss Luthers auf Geschichte, Gesellschaft, Bildung und Sprache bis in die Gegenwart illustrieren. Zusammen mit zwei weiteren Ausstellungen in Berlin und Wittenberg ist die Eisenacher Präsentation ein Höhepunkt im Reformationsjubiläumsjahr 2017. Vom 14. September an wird die Urkunde zusammen mit originalen Luther-Briefen im Dresdner Hauptsstaatsarchiv präsentiert.

350.000 Besucher auf der Wartburg

Die evangelische Kirche feiert bis Oktober 500 Jahre Reformation. 1517 hatte Luther seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht, die er der Überlieferung nach am 31. Oktober an die Tür der Wittenberger Schlosskirche nagelte. Der Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte. Mit jährlich rund 350.000 Besuchern ist die Wartburg in Eisenach nach eigenen Angaben die meistbesuchte Lutherstätte weltweit.