Zwar wird die Gründung einer gemeinnützigen Stiftung immer beliebter. Und ist ein Zeichen einer starken Zivilgesellschaft. Allein es fehlt zur Zeit an den notwendigen Zinserträgen, um damit Gutes zu tun. Neue Wege sind deshalb nötig.
28.03.2017

Immer mehr gemeinnützige Stiftungen in Deutschland leiden unter der anhaltenden Niedrigzinsphase. Der Bundesverband Deutscher Stiftungen rechnet für das laufende Jahr nur noch für zwei Drittel der Stiftungen mit einer Rendite oberhalb der prognostizierten Jahresinflationsrate von rund 1,5 Prozent. Besonders hart treffe es kleine Stiftungen mit einem Vermögen unter einer Million Euro, teilte der Verband am Dienstag in Berlin mit. Hier rechnet einer Umfrage zufolge nur noch ein Drittel der Stiftungen mit Renditen über der Inflationsrate.

Trotz der Niedrigzinsphase werden in Deutschland aber weiter Stiftungen gegründet. Im vergangenen Jahr waren es 582 neue rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts. Damit stieg die Zahl dieser Stiftungen auf insgesamt 21.806. Etwa 95 Prozent davon seien gemeinnützig orientiert. Im Jahr zuvor gab es 583 Neugründungen. Darüber hinaus gibt es weitere Stiftungen, allerdings mit anderen Rechtsformen. Die beliebtesten Formen sind die rechtsfähige Stiftung bürgerlichen Rechts sowie die Treuhandstiftung.

Das geschätzte Gesamtvermögen dieser Stiftungen gibt der Verband mit 100 Milliarden Euro an. Schätzungsweise 17 Milliarden Euro seien im vergangenen Jahr für satzungsgemäße Zwecke ausgegeben worden, davon fünf Milliarden Euro aus den eigenen Vermögenserträgen. Den Rest machten unter anderem die Umsätze in den beteiligten Einrichtungen und Unternehmen aus, hieß es.

Neue Anlageformen gesucht

Die Lage sei zwar ernst, sagte Felix Oldenburg, der Generalsekretär des Verbandes, aber Stiftungen seien in ihrer Wirkung nicht vom Kapitalmarkt abhängig. Er rief die Stiftungen auf, "den ganzen Werkzeugkasten zu nutzen", um mit dem Kapital dem Stiftungszweck gemäß zu wirtschaften. Das bedeute auch, neue Anlageformen abseits des Kapitalmarktes wie etwa Beteiligungen an bestehenden Einrichtungen zu nutzen.

Mit Blick auf die stetig steigende Zahl an Stiftungen sagte Michael Göring, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes: "Stiften bleibt beliebt." So habe sich ihre Anzahl in den vergangenen 16 Jahren etwa verdoppelt. "Das sind gute Nachrichten aus der Zivilgesellschaft in anspruchsvollen Zeiten", unterstrich Göring (Zeit-Stiftung).

Besonders dynamisch zeigten sich bei den Neugründungen die östlichen Bundesländer. In Brandenburg (5,5 Prozent), Sachsen (3,7 Prozent) und Thüringen (2,9 Prozent) lag die Wachstumsquote über dem bundesweiten Durchschnitt von 2,4 Prozent. Die meisten Stiftungen pro 100.000 Einwohner gibt es weiterhin in Hamburg (78), gefolgt von Bremen, Hessen, Bayern und Baden-Württemberg. Schlusslichter sind die ostdeutschen Flächenländer.

Stiftungsrecht soll reformiert werden

Reformbedarf sieht der Verband beim Stiftungsrecht. So sollten die regionalen Stiftungsaufsichten ihre Vorgaben vereinheitlichen. Zudem sollte künftig erlaubt werden, den Stiftungszweck auch zu Lebzeiten des Stiftenden nachträglich anzupassen. "Wir brauchen die Möglichkeit der Satzungsreform, um Handlungsmöglichkeiten zu erhöhen", sagte Oldenburg. Die Zusammenlegung von Stiftungen sowie die Möglichkeit der Umwandlung in eine sogenannte Verbrauchsstiftung sollte erleichtert werden. Für mehr Transparenz würde außerdem ein öffentlich einsehbares Stiftungsregister sorgen.

Der Bundesverband Deutscher Stiftungen hat nach eigenen Angaben mehr als 4.100 Mitglieder. Er repräsentiert rund drei Viertel des deutschen Stiftungsvermögens.