27.03.2017

Muslime in Deutschland engagieren sich laut einer aktuellen Studie überdurchschnittlich für Flüchtlinge. Fast jeder zweite der in Deutschland lebenden Muslime (44 Prozent) habe sich im vergangenen Jahr für Asylsuchende eingesetzt, erklärte die Bertelsmann Stiftung am Montag in Gütersloh bei der Vorstellung einer Studie zur Rolle der Religionen bei der Flüchtlingshilfe. Von Christen sei lediglich jeder fünfte (21 Prozent), von Konfessionslosen knapp jeder sechste (17 Prozent) in der Flüchtlingshilfe aktiv.

Die absolute Zahl der engagierten Christen dürfte jedoch wesentlich höher als die der Muslime sein, weil in Deutschland etwa zehnmal so viele Christen wie Muslime leben. Die Studie geht von bis zu 4,7 Millionen Muslimen im Jahr 2015 aus. Nach Angaben von evangelischer und katholischer Kirche betrug die Zahl ihrer Kirchenmitglieder im Jahr 2015 rund 46 Millionen.

Rund ein Fünftel der Bevölkerung engagiert

Vorurteile, dass Muslime sich nur wenig in der Flüchtlingshilfe beteiligen und kaum gesellschaftliche Verantwortung übernehmen, träfen nicht zu, bilanzierte die Stiftung. Auch die Annahme, dass Muslime die Flüchtlingshilfe für eine religiöse Einflussnahme missbrauchten, sei nach der Umfrage haltlos. Allenfalls bei zwei Prozent der Helfer könne von einer Absicht gesprochen werden, Flüchtlinge zu radikalisieren. Die große Mehrheit der Muslime werbe für eine offene Haltung gegenüber anderen Religionen.

Ebenfalls höher als angenommen sei das Engagement in der ostdeutschen Bevölkerung, hieß es. So hätten sich im vergangenen Jahr 14 Prozent der Ostdeutschen und 22 Prozent der Westdeutschen ehrenamtlich für geflüchtete Menschen engagiert. Insgesamt war laut Studie rund ein Fünftel der deutschen Bevölkerung für Flüchtlinge aktiv. Die Hilfsbereitschaft nimmt der Studie zufolge zu, je näher die Menschen zu einer Flüchtlingsunterkunft leben.

Auftaktstudie zum Religionsmonitor

Die Veröffentlichung ist eine Auftaktstudie zum Religionsmonitor 2017. Für die Auftaktstudie wurden laut Bertelsmann Stiftung bundesweit 1.500 Menschen befragt, davon zwei Drittel Christen und ein Drittel Konfessionslose. In einer Sonderstichprobe wurden zudem 1.000 Muslime interviewt. In dem Religionsmonitor untersucht die Bertelsmann Stiftung die Rolle von Religion und religiöser Vielfalt für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.